„Die Welt ist ein Spielplatz“

Iserlohner Künstler Frank Haase im Interview.

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TOP: Herr Haase, im Gegensatz zu den meisten anderen Künstlern sind Sie sehr vielfältig unterwegs. Es gibt von Ihnen grafische und digitalisierte Arbeiten, Sie sind der Malerei zugetan, aber auch den Skulpturen. Bei all den Unterschieden – welcher rote Faden zieht sich durch all Ihre Arbeiten? Gibt es darüber hinaus eine tiefere Message? 

Frank Haase:
Der rote Faden heißt Reduktion. Ich lasse viel weg und vereinfache gerne. Bei meinen Schattenbildern werden die Motive auf schwarze Flächen reduziert, die aber durch die Vereinfachung das Wesentliche der abgebildeten Objekte besonders deutlich machen. Bei meinen Porträts male ich große Flächen der Gesichter gar nicht erst aus, lediglich Augen und Mund führe ich in fast altmeisterlicher Perfektion aus. Auch hier hilft die Vereinfachung, den Blick auf das Wichtige zu lenken. Meine Skulpturen sind ebenfalls frei von Schnörkeln, die Formen klar und deutlich. Manchmal können eine Linie oder eine Silhouette mehr aussagen als ein fein ausgemaltes Bild oder eine naturalistische Plastik.

TOP:
Warum ist es für einen Künstler heutzutage von Bedeutung, unterschiedliche Kunstbereiche aufzugreifen, so wie Sie es tun?

Frank Haase:
Ich bin mir gar nicht sicher, ob Vielfalt für alle Künstler von Bedeutung ist. Ich bin ein von Natur aus sehr neugieriger Mensch und probiere gerne Neues aus. Da halte ich es mit Friedrich Nietzsche, der gesagt haben soll: „Das Leben ist viel zu kurz, um sich zu beschränken.“ Die Welt ist für mich als Künstler ein großer Spielplatz. Es gibt Materialien, es gibt Techniken, es gibt Werkzeuge in Hülle und Fülle. Was für ein Geschenk! Da macht es richtig Spaß, die Dinge auf unterschiedliche Art und Weise zu kombinieren und neue Ergebnisse zu erzielen. Grenzen zu überwinden, zum Beispiel zwischen der physischen und der digitalen Welt, zwischen Statik und Dynamik. So ist meine QR-Art entstanden. Alle Menschen kennen QR-Codes, die mit dem Mobiltelefon gescannt werden können. Diese Codes lassen sich künstlerisch verfremden und in gemalte Bilder integrieren. Das Bild an der Wand verlinkt dann zu Animationen oder Bildergeschichten im Cyberspace. So wird das Thema des gemalten Bildes an der Wand in der digitalen Welt weitererzählt. QR-Art bleibt auch für den Käufer spannend, da ich als Künstler die Möglichkeit behalte, den digitalen Part des Gesamtkunstwerks jederzeit nach Belieben zu verändern, auch wenn das Bild längst verkauft ist und mir Käufer und Aufenthaltsort unbekannt sind. Solche spannenden Ideen entstehen eben nur, wenn man in alle Richtungen schaut und in vielen Bereichen mitmischt.

TOP:
An welchen Projekten arbeiten Sie momentan und was zeichnet diese aus?

Frank  Haase:
Im September 2020 beginnt meine Porträt-Schau in der Hagenring-Galerie in Hagen. Die Vorbereitungen laufen jetzt schon. Darüber hinaus werde ich mich experimentell mit der Verbindung konventioneller und digitaler Techniken auf künstlerischem Gebiet beschäftigen. Wenn wir für die Zukunft selbstfahrende Autos erwarten, muss dann Kunst im öffentlichen Raum noch fest an einem Platz stehen? Wenn wir in Zukunft mittels AR-Brillen durch fremde Städte gehen und das Gesehene mit virtuellen Elementen erweitern, können dann nicht auch Kunstwerke im öffentlichen Raum rein digital sein? Sich bewegen? Schweben? Hier ist noch vieles möglich!

TOP:
Wo haben Sauerländer die Möglichkeit, Ihre Werke zu bestaunen?

Frank  Haase:
In Iserlohn-Letmathe steht meine Friedensstele im Park von Haus Letmathe, die dankbar an 70 Jahre Frieden in diesem Stadtteil erinnert. Die aus dem Stahl ausgeschnittenen Friedenstauben befinden sich heute unter anderem in den Partnerstädten bei den ehemaligen Kriegsgegnern in Frankreich und den Niederlanden. Die über sechs Meter hohe Stadtsäule Letmathe befindet sich an der sogenannten Westspange, einem Fußweg, der die neu gebaute Lennepromenade mit der Innenstadt Letmathes verbindet.  Diese Stahlplastik ist vom R-Café aus zu sehen. Es ist erstaunlich, wie positiv sich Letmathe in diesem Bereich in kurzer Zeit entwickelt hat. Einen Besuch kann ich nur empfehlen. In Hemer erinnert das von mir entworfene Holocaust-Mahnmal an der Ostenschlahstraße an die Deportation und Ermordung Hemeraner Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens. Sauerländer, die mobil sind, können auch in der Kreuzkirche in Viersen oder in der neu gebauten Genezareth-Kirche in Aachen Arbeiten aus meiner Werkstatt betrachten. Auf meiner Internetseite gibt es darüber hinaus ein Verzeichnis der Galerien, die meine Arbeiten ausstellen und anbieten. Für Sauerländer schnell zu erreichen dürften die Galerie Udo Schmidt in Lüdenscheid und die Galerie Kley in Hamm sein.