Donnerstag, 28 März 2024

Caravaning – Reiselust auf Rädern – Teil 1

Einfach einsteigen, den Motor starten und losfahren. Die eigene Heimat oder fremde Länder erkunden. Jeden Tag ein neues Ziel ansteuern. Abwechslungsreiche Entdeckungstour oder erholsame Auszeit. Freiheit pur! Das Reisen mit Wohnwagen und Wohnmobil steht für Unabhängigkeit. Immer mit an Bord: die Lust auf Abenteuer. Auf den folgenden Seiten erfahren Caravaning-Fans und alle, die es noch werden wollen, wie die Erfolgsgeschichte des mobilen Reisens begann, für wen sich ein Kauf lohnt und mit welchen Extras die aktuellen Top-Modelle überzeugen.

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Vom römischen Reisewagen zum luxuriösen Premiumcamper
Schon die Römer legten beim Reisen Wert auf Komfort. Durchdachte Wagenkonstruktionen brachten sie bequem von A nach B. Dank archäologischer Funde, die Hinweise auf deren Aufbau gaben, konnten die römischen Reisewagen nachgebaut werden. Marco Polo spricht in seinen Notizen von einem „Wagen der Tataren, der von Ochsen gezogen wurde und sich mit Zeltplanen bedeckt zu einer Lagerstatt erweitern ließ.“  Ähnliche Fahrzeuge wurden im 17. und frühen 18. Jahrhundert von berühmten Persönlichkeiten genutzt. Napoleon Bonaparte beispielsweise führte viele seiner Schlachten aus einem Wohnwagen heraus, der ihm als Büro, Schlafraum und Bibliothek diente. Und auch Goethe reiste zu den Revolutionskriegen in Valmy „in einer zweiachsigen Wohnchaise samt Bett, hölzernem Sekretär und Holzkohleöfen“.

 

2020 Rekordjahr für deutsche Caravaning-Branche

Neuzulassungen
Caravans

2020: 29.148 / +8,2%
2021: 24.718 / -15,2%

Neuzulassungen
Reisemobile

2020: 78.055 / +44,8%
2021: 81.420 / +4,3%


Fahrendes Atelier wird Kassenschlager
Der Grundstein für die Caravaning-Industrie in ihrer heutigen Form wurde jedoch erst in den 1930er-Jahren von Fridel
Dethleffs-Edelmann gelegt. Die Künstlerin wünschte sich von ihrem Ehemann Arist ein Gefährt, in dem sie ihn auf Geschäftsreisen begleiten und unterwegs malen konnte. So entstand ein Wohnauto mit drei Schlafplätzen und einem Hubdach – der deutsche Prototyp des Wohnwagens, aus dem sich die Dethleffs GmbH & Co. KG – einer der großen Namen in der Welt des Caravanings – entwickelte.
Der zweite Weltkrieg bremste den Siegeszug der vielseitigen Anhänger, aber mit dem Wirtschaftswunder in den 1950er-Jahren wurde die Art des Reisens immer beliebter. Die Modellvielfalt wuchs und der Sommerurlaub auf dem Campingplatz in Italien oder Spanien gehörte zum guten Ton. Mit der Erfindung des Wohnmobils bekam der Wohnwagen Konkurrenz. Die neuen Fahrzeuge waren selbst für Ungeübte leicht zu manövrieren und boten auch am Urlaubsort größtmögliche Unabhängigkeit. Weiterer Pluspunkt: um die immer knapper werdenden Stellplätze zu regulieren, wurde 1974 die Campingplatzverordnung erlassen. Wohnmobile galten weiterhin als Pkw und konnten auch außerhalb von ausgewiesenen Plätzen stehen.


Spartanisch war einmal  
Je beliebter das Caravaning wurde, desto stärker rückte die Ausstattung in den Fokus. Je individueller, desto besser. Mit den nur rudimentär ausgestatteten Modellen aus den Anfangsjahren hatten die Reisemobile der Neunziger nur noch wenig gemein. Wer mit ihnen unterwegs war, musste weder auf eine gut sortierte Küche noch auf ein funktionales Bad verzichten. Bis heute ist die Begeisterung für das mobile Reisen ungebrochen. Die Branche hat sich stetig weiterentwickelt und ist aktuell so vielfältig wie nie. Umfunktionierter Bulli oder Luxusliner mit ausfahrbarem Erker und Heckgarage – für jeden Typ Urlauber bietet der Markt das passende Reisemobil.

 

Kaufen oder Mieten?
Fans des mobilen Reisens lassen sich das Urlaubsglück auf Rädern den ein oder anderen Euro kosten. Durchschnittlich 75.000 Euro geben Wohnmobilbesitzer für das Modell ihrer Wahl aus. Der Kauf will also gut überlegt sein. Ob sich die Investition lohnt, hängt davon ab, wie häufig das Reisemobil genutzt wird. Laut Berechnungen des Caravaning Industrie Verbandes ist der Kauf erst ab einer Nutzungsdauer von 56 Tagen pro Jahr rentabel. Wer weniger als zwei Monate unterwegs ist, sollte mieten statt kaufen. Nicht zu unterschätzen sind auch die jährlich anfallenden Nebenkosten und der Wertverlust, die sich abhängig von Modell und Standort schnell auf mehrere Tausend Euro belaufen können.

Jährliche Kosten eines Wohnmobils
• Versicherung (720 Euro)
• Kosten für den Stellplatz (600 Euro)
• Inspektion + Reparaturen (500 Euro)
• bis zu 15 Prozent Wertverlust pro Jahr möglich


Deutschlandweit hatten 2020 Über 1,2 Million Freizeitfahrzeuge eine Straßenzulassung. Dazu kamen noch 250.000 Camper und Wohnmobile, die auf Campingplätzen im Dauereinsatz waren.

 

Check für Caravan und Wohnmobil

  • Reinigung: Schmutz an den Außenwänden entfernen und Rahmen kontrollieren
  • Aufbaukontrolle: Lackschäden ausbessern und Flugrost mit Politur entfernen
  • Tanken: Ein voller Dieseltank verhindert Rosten
  • Frostschutz: Stand des Kühlwassers sowie der Scheibenwaschanlage kontrollieren und Frostschutz einfüllen
  • Wasseranlage entleeren: Frisch- und Abwassertanks sowie Leitungen vollständig leeren und desinfizieren
  • Batterie: Bord- und Startbatterie laden und abklemmen. Batterien monatlich nachladen, um Schäden zu vermeiden
  • Gasflaschen: Gashähne schließen und Flaschen abklemmen
  • Fenster und Türen: Dichtungen mit Silikonspray oder Spezialwachs pflegen
  • Kühlschrank: Abtauen und Türe offen lassen
  • Luftzirkulation: Schränke sowie Türen öffnen und Reisemobil regelmäßig lüften
  • Polster und Matratzen: Sitzpolster und Matratzen aufstellen, um Stockflecken zu vermeiden
  • Raumklima: Luftentfeuchter vermeiden die Bildung von Kondenswasser
  • Schutz vor Mäusen: Öffnungen und Lüftungsrohre mit Kappen verschließen
  • Reifen entlasten: Luftdruck um ein halbes Bar erhöhen und Fahrzeug aufbocken oder regelmäßig bewegen, um Standplatten zu verhindern

 

Teil 2 in der Sommerausgabe:
Welches Campingfahrzeug ist für mich das richtige? Alle Fahrzeugtypen übersichtlich dargestellt und erklärt.

 

Quellen: pincamp.de | Daten: CIVD; Caravaning Industrie Verband