ALTE ÄGYPTER, WILDE REITER

Lennestadt hat alles, was das Sauerland auszeichnet – und dazu noch ein paar Besonderheiten.

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Schön ist es im Sauer­land ja fast über­all. Man kann toll wan­dern, es wer­den amtliche Schützen­feste ge­feiert und in jed­er Ecke gibt es nette Fach­w­erkdör­fer, alte Bur­gen, schöne Land­gasthöfe und Fachgeschäfte. Echte Allein­stel­lungs­merk­male hinge­gen, die gibt es eher sel­ten, da gerät so manch­er Stadtvertreter ins Stock­en. Nicht so in Lennes­tadt. Sch­ließlich gibt es defini­tiv kei­nen zweit­en Ort im Sauer­land, in dem Pyra­mi­den in die Land­schaft ra­gen. Und auch kei­nen, wo noch Cow­boys und In­dian­er reit­en.

Zugegeben: Ganz so skur­ril, wie das nun klin­gen mag, ge­ht es zwischen Fin­nen­trop und Kirch­hun­dem, At­ten­dorn und Olpe ei­gentlich gar nicht zu. Lennes­tadt – das sind 43 Orte, die in­mit­ten der Na­tur­parks Home­rt, Ebbe- und Rothaarge­birge lie­gen. Die Land­schaft ist idyl­lisch, es gibt alte Weil­er, gemütliche Fach­w­erko­rte wie Milchen­bach, Kirchveischede und Saal­hausen und eher städtisch geprägte Ort­steile wie Al­ten­hun­dem, Meg­gen und Greven­brück. Zu den äl­testen Dör­fern Lennes­tadts zählen El­spe und Oedin­gen, die beide schon im Jahre 1000 urkundlich er­wäh­nt wur­den.

Und natür­lich kann man auch hi­er toll wan­dern, Na­tur er­leben und den Spuren der Geschichte fol­gen. Rund 400 Kilome­ter gut gekennzeich­nete Wege und die An­bin­dung an den Rothaarsteig lassen Wan­der­herzen höher­sch­la­gen, eben­so gut lässt sich die Land­schaft je­doch auch zu Pferd oder mit dem Rad erkun­den. Ak­tivur­lau­ber wie Jog­ger, Bik­er oder Reit­er haben reich­lich Platz und Gele­gen­heit, ihrem Sport nachzuge­hen. In den Win­ter­mo­nat­en steuern Sk­i­fans die Ort­steile Hal­ber­bracht und Ho­he Bracht an, wo di­verse weiße Pis­ten lock­en.&nb­sp; &nb­sp;

Noch gilt Lennes­tadt als Ge­heimtipp für er­hol­same Ur­laub­ser­leb­nisse: Viele Gast­ge­ber und Fe­rien­bauern­höfe der Re­gion haben sich auf fam­i­lien­gerechte Ange­bote spezial­isiert, wobei im­mer mehr Hoflä­den ihre Gäste mit frischen Pro­duk­ten aus der Land­wirtschaft ver­sor­gen. Und an se­hen­sw­erten Aus­flugszielen man­gelt es eben­falls nicht: Burg Bil­stein und die Bur­gruine Peper­burg im Ort­steil Greven­brück sind eben­so be­liebt wie der über 30 Me­ter ho­he Aus­sicht­s­turm Ho­he Bracht, der ein tolles Pano­ra­ma über ei­nen großen Teil des Sauer­lan­des bi­etet. Erst kür­zlich eingewei­ht wurde außer­dem der Freizeit- und Er­hol­ungs­park TalVi­tal im Luftkurort Saal­hausen. Zeug­nisse der Stadt­geschichte fin­d­en sich im Berg­bau­mu­se­um Si­cili­aschacht in Meg­gen oder im Mu­se­um der Stadt Lennes­tadt im Ort­steil Greven­brück, und ei­nen Ab­stech­er wert ist außer­dem das zwei­fach aus­gezeich­nete Bun­des­gold­dorf Milchen­bach. Nicht zu vergessen die Orchideen­zucht der Fam­i­lie Koch, die in­mit­ten des Na­tur­parks Sauer­land/Rothaarge­birge auf einem Hügel, umgeben von Wie­sen und Wäldern, liegt. Der Fam­i­lien­be­trieb hat sich ganz und gar den tropischen Schön­heit­en ver­schrieben und eröffnet Be­such­ern eine Blüten­pracht, die weit über die Re­gion hi­naus ihres­gleichen sucht.

Stau­nen und Wun­dern

Aber zurück zu den Allein­stel­lungs­merk­malen. In Lennes­tadt-Meg­gen er­heben sich auf ein­er An­höhe einige dreieckige Bauw­erke. Man sie­ht sie schon von Weit­em, sie wirken ma­jestätisch und ein bisschen ge­heim­nisvoll. Pyra­mi­den? Tat­säch­lich. Ins­ge­samt sind es sieben an der Zahl – drei be­her­ber­gen die Fir­menge­bäude von Ray­onex, einem Un­terneh­men, das sich auf Pro­dukte und Ver­fahren aus dem al­ter­na­tivmedizinischen Bereich spezial­isiert hat, vi­er ge­hören zum Galileo-Park, in dem wech­sel­nde Ausstel­lun­gen zu ver­schie­de­nen wis­sen­schaftlichen und gren­zwis­sen­schaftlichen The­men präsen­tiert wer­den.

Dabei sind die meis­ten Pro­jekte so konzipiert, dass der Be­such­er sein neues Wis­sen durch kleine Ex­per­i­mente ver­tie­fen kann. Wie man es schafft, mys­ter­iöse Phänomene ser­iös zu ver­mit­teln? „In­dem man auch rät­sel­hafte The­men gut recherchiert“, erk­lärt Yvonne Hen­necke, eine Mi­tar­bei­t­erin des Galileo-Parks. „Nur weil ein The­ma mal aus ein­er an­deren Sichtweise be­trachtet wird, heißt es ja nicht, dass es unser­iös ist.“ In­zwischen haben die Pyra­mi­den schon viele ungewöhn­liche Ideen und Pro­jekte be­her­bergt. Nach der&nb­sp; Ausstel­lung „Das Auge der Nacht“ beispiel­sweise dürfte so manch­er Be­such­er den Mond mit an­deren Au­gen be­trachtet haben. Auch „Deep­er than light“ oder „Mes­sel on Tour“ mit den einzi­garti­gen Fos­silien aus der Grube Mes­sel hin­ter­ließen nach­haltige Ein­drücke.

Fam­i­lien und Schulk­lassen sind wichtige Ziel­grup­pen für den Park. Da­rauf haben sich die Be­treiber eingestellt, in­dem sie viele neue Tech­nolo­gien einsetzen. So kam et­wa in der zulet­zt laufen­d­en Ausstel­lung „wahrneh­mungs | phänomene“ eine VR-Brille zum Ein­satz, die das Ge­fühl ein­er Achter­bah­n­fahrt si­mulierte. &nb­sp;

„Die be­son­dere Her­aus­forderung liegt darin zu ver­mit­teln, dass Ler­nen Spaß machen kann. Wis­sen­schaft muss nicht lang­weilig sein“, schildert Yvonne Hen­necke. Sie sie­ht die Pyra­mi­den als ei­nen Ort, der im­mer wied­er daran erin­n­ert, dass es auch in unser­er&nb­sp; lo­gischen, tech­nisierten und erk­lär­baren Welt noch Phänomene gibt, die weit­er­hin rät­sel­haft bleiben. „Ger­ade in der heuti­gen Zeit ist es wichtig, zu zei­gen, dass nicht alles erk­lär­bar ist, dass man aber sei­nen ei­ge­nen Ver­s­tand an­re­gen und sich seine ei­ge­nen Ge­danken zum Warum, Wie­so, We­shalb machen kann.“

Cow­boy und In­dian­er

Eben­falls einzi­gartig im Sauer­land und ein ab­so­luter Pub­likums­mag­net in den Som­mer­mo­nat­en sind die Karl-May-Fest­spiele auf der Na­tur­bühne in El­spe. 12 Mil­lio­nen Be­such­er ver­fol­gten in den let­zten 50 Jahren die ac­tion­reichen Aben­teuer von Win­ne­tou und Old Shat­ter­hand; jähr­lich be­suchen über 200.000 Men­schen die Ve­r­an­s­tal­tun­gen. Die Na­tur­bühne El­spe wurde bere­its im Jahr 1950 vom Elsper The­ater­verein ge­grün­det, da die Vorstel­lun­gen in der Nachkriegszeit ei­nen so großen Zu­lauf verzeich­neten, dass der vorhan­dene Platz in der heimischen Schützen­halle nicht mehr aus­reichte. In den An­fangs­jahren wur­den dort Klas­sik­er wie „Wil­helm Tel­l“ oder „Die Jungfrau von Or­lean­s“ aufge­führt; Karl May kam zum er­sten Mal im Jahr 1958 auf die Bühne. Ab 1966 ver­legte man sich dann ganz auf die Stücke des „Win­ne­tou“-Erfin­d­ers.

Schub für den Einzel­han­del

Keine Angst: So spar­tanisch wie im Wil­den West­en, wo ein Sa­loon, ein Krämer­la­den und ein Sattler aus­reicht­en, um ein Stadt­bild zu prä­gen, ist das Ange­bot in Lennes­tadt kei­nes­falls. Der Einzel­han­del konzen­tri­ert sich zum größten Teil in Al­ten­hun­dem und in den Un­terzen­tren Meg­gen, El­spe und Greven­brück. Darüber hi­naus sor­gen Früh­lings-, Herbst- und Weih­nachts­märkte in den Ortschaften sowie verkauf­sof­fene Son­n­tage für Ab­wech­s­lung. Als Er­fol­gs­mod­ell bezeich­net Si­mone Tesche-Klenz, die Geschäfts­führerin des Stadt­mar­ket­ing Lennes­tadt e.V., die Lennestädter Schatzkarte: „Wer sie beim Einkauf vor­legt, bekommt Bonus­punkte gut­geschrieben, die bei den zahl­reichen Schatzkarten-Part­ner­be­trieben aus Han­del, Gas­tronomie und Di­en­stleis­tern ein­lös­bar sind. Auch als Geschenk wird die Karte gerne genutzt.“ Und hat sich­er ei­nen Teil dazu beige­tra­gen, dass die Kaufkraft­bin­dung in den let­zten zehn Jahren um über 20 Prozent gesteigert wer­den kon­nte. Die enge Ko­op­er­a­tion der vi­er Bereiche Zen­trum Al­ten­hun­dem, Meg­gen, Greven­brück und El­spe mit dem Stadt­mar­ket­ing und der Stadt Lennes­tadt hat sich eben­so pos­i­tiv aus­gewirkt wie die Ein­führung des Zer­ti­fizierungssys­tems „Lennesterne“ und speziell ver­mark­tete, re­gio­nale Erzeug­nisse.

Zusät­zlichen Schub haben zahl­reiche städte­bauliche Maß­nah­men gegeben, et­wa die gewer­bliche Ne­unutzung al­ter In­dus­trie-, Berg­bau-, Bahn- und Kon­ver­sions­flächen sowie der Aus­bau von Bahn­höfen und Hal­tepunk­ten an der Bahn­strecke Ruhr-Sieg. Auch die Maß­nah­men im Rah­men des Pro­jektes „Len­neschiene“ der Re­gio­nale 2013 haben dem Einzel­han­del in die Hände ge­spielt: Der neu ges­tal­tete Markt­platz im Zen­trum von Al­ten­hun­dem und der ver­schön­erte Bahn­hofs­bereich in Meg­gen wer­den gut angenom­men. Darüber hi­naus bereichert der neue Kul­tur- und Ess­bahn­hof in Greven­brück das ge­sellschaftliche Leben.

In­no­va­tiv­er In­dus­tri­e­s­tan­dort – mit die­sen zwei Worten lässt sich die wirtschaftliche Struk­tur Lennes­tadts recht gut beschreiben. Allein die Lage im Zen­trum Süd­west­falens und damit in der Nähe der großen In­dus­tri­ere­gion Rhein-Ruhr und Rhein-Main macht den Stan­dort für die Er­sch­ließung und Bear­bei­tung der um­lie­gen­den Ab­satzmärkte in­teres­sant. „Die Wirtschaftsstruk­tur in Lennes­tadt wird vor­rangig von klei­nen und mit­tel­ständischen Be­trieben geprägt, die mit den Sch­w­er­punk­ten Me­t­all-, Elek­tro- und Maschi­nen­bauin­dus­trie die ge­sunde Ba­sis der Lennestädter Wirtschaft bil­den“, erk­lärt Karsten Schürheck, Bei­ge­ord­neter der Stadtver­wal­tung. Namhafte Zulief­er­er der Au­to­mo­bil- oder Elek­troin­dus­trie fin­d­en sich eben­so wie tra­di­tionelle Hand­w­erks­be­triebe, Maschi­nen­bauer oder Krea­tive. Viele von ih­nen sind eu­ro­pa- und weltweit tätig und neben renom­mierten Glob­al Play­ern kon­n­ten sich auch viele junge Un­terneh­men, die mit ihren Pro­duk­ten die in­ter­na­tio­nalen Märkte stür­men, etablieren. „Das wirtschaftliche Um­feld bi­etet ein breites Spek­trum an Möglichkeit­en, sich in Lennes­tadt eine Ex­is­tenz aufzubauen, Kar­riere zu machen und sich auf beru­fliche Her­aus­forderun­gen zu freuen“, schildert Karsten Schürheck.&nb­sp; Seit Ende März 2015 be­sitzt Lennes­tadt außer­dem als eine von bun­desweit nur 35 Kom­mu­nen das of­fizielle Zer­ti­fikat „Fam­i­lien­gerechte Kom­mune Lennes­tadt“.