KULTUR-KÖNNER UND KUNST-KENNER
Iserlohn ist eine im besten Sinne gewachsene Stadt – aus der Geschichte, der Landschaft und den vielfältigen wirtschaftlichen Aktivitäten ist ein Kleinod entstanden, das heute als wichtiger Bildungsstandort und kulturelles Zentrum der Region fungiert.
Wahrzeichen und Ausflugsziel: der Danzturm auf dem Fröndenberg
Um es gleich vorab zu sagen: Die älteste und mit fast 100.000 Einwohnern auch größte Stadt des Märkischen Kreises verfügt – ganz sauerlandtypisch – durchaus über eine bemerkenswert grüne Kulisse mit vielen Wäldern, Wiesen und Parks. Naturnahe Wegenetze für Wanderungen und Radtouren beginnen quasi vor der Haustür, so dass man sich um den Erholungswert in Iserlohn sicher keine Sorgen machen muss. Aber es geht noch mehr in der „Waldstadt“ – und genau das macht den Unterschied aus. Kunst, Kultur und ein attraktives Freizeitangebot sind zu wichtigen Standortfaktoren geworden.
So steht etwa das Parktheater für ein beachtliches Niveau, was Bühnenaufführungen aller Art betrifft. Nirgendwo sonst im Märkischen Kreis ist eine solche Bandbreite an Theater, Oper, Musicals, Kabarett und Kleinkunst zu sehen. Zwar wird zurzeit noch geprüft, ob und wie lange der Standort auf der Alexanderhöhe aufrechterhalten werden kann, sicher ist jedoch, dass Politiker aller Fraktionen den Kulturbetrieb erhalten und ihm Spielräume für eine Weiterentwicklung verschaffen möchten.
Mit dem Stadtmuseum hat man in Iserlohn einen Ort geschaffen, in dem Geschichte auf lebendige und innovative Art vermittelt wird. Untergebracht in einem opulenten Barockbau, finden sich innen zahlreiche Darstellungen der historischen Entwicklung Iserlohns nach thematischen Schwerpunkten gegliedert. Zu sehen sind unter anderem Relikte und Gelege von Sauriern sowie Fossilien aus Jura und Kreidezeit bis hin zu Knochen und Zähnen von allerlei Urzeit-Tieren.
Auch die Städtische Galerie bereichert das kulturelle Leben der Stadt in hohem Maße: Im von Scheiblerschen Haus, einer Stadtvilla aus dem 18. Jahrhundert am Theodor-Heuss-Ring, finden regelmäßig Ausstellungen statt, die unter Kunstfreunden aus der ganzen Region einen guten Ruf genießen. Als einzigartiges Museums- und Künstlerdorf präsentiert sich indes die historische Fabrikanlage Maste-Barendorf, in der bereits vor rund 200 Jahren Drähte gezogen und Eisen geschmiedet wurden: Die unter Denkmalschutz stehende Anlage ist seit 1981 im Besitz der Stadt Iserlohn und als Bestandteil der Europäischen Route der Industriekultur ein gern angesteuertes Ausflugsziel.
In den behutsam restaurierten Fachwerkhäusern sind mehrere Künstlerateliers untergebracht, wobei ein Platz jährlich für den Stipendiaten der Märkischen Kultur Konferenz reserviert wird. Die jährlich Anfang November durchgeführte Kunstmesse „Art To Take“ hat den Status des Geheimtipps bereits hinter sich gelassen: Abseits des großen Kunstbetriebs werden hier in entspannter Atelieratmosphäre zeitgemäße Bilder, Grafiken, Objekte und Skulpturen, Drucke oder serielle Arbeiten „zum Mitnehmen“ geboten. Zuletzt wurden an den Messetagen über 700 Besucher gezählt. Und wer schon einmal in Maste-Barendorf ist, unternimmt am besten gleich noch einen Abstecher in das dort ansässige Nadelmuseum, das einen frühen Schwerpunkt der Iserlohner Wirtschaftsgeschichte erlebbar macht: In der Haarnadelfabrik befindet sich der voll funktionsfähige Maschinenpark der von 1881 bis 1966 in Iserlohn ansässigen Haarnadelfabrik Hermann Moritz & Sohn.
Ein anspruchsvolles Unterhaltungsprogramm und gehobene Kulinarik stehen auf dem Programm der „Iserlohner Sommernächte“, die seit Jahren einen Höhepunkt im Veranstaltungskalender der Stadt darstellen. Rund um den Marktplatz entsteht ein ideales Ambiente, um Veranstaltungen wie Rosenlust (18. und 19. Juli), SummerJam (26. Juli und 16. August), Genuss pur (31. Juli bis 3. August) und die Modenacht (15. August) zu erleben und Gespräche mit interessanten Menschen zu führen. Zum ersten Mal findet in diesem Jahr auch ein verkaufsoffener Sonntag im Rahmen von „Genuss pur“ statt, so dass endlich zusammenkommt, was zusammengehört: gelungene Shopping-Erlebnisse in der Innenstadt und kulinarische Highlights.
Apropos Innenstadt: Nicht zuletzt aufgrund ihrer interessanten architektonischen Struktur ist diese durchaus ein genaueres Hinsehen wert – der Mix aus Häusern verschiedener Epochen und moderner Baukultur funktioniert hier besser als in vielen anderen Städten. Zudem wurde der Bereich um die 1979 eingeweihte Fußgängerzone erst kürzlich umfassend neu gestaltet, und die Shoppingmeile mit ihren vielen Boutiquen, Fachgeschäften und Kaufhäusern kann sich sehen lassen.
War die wirtschaftliche Entwicklung Iserlohns in der Vergangenheit stets von Höhen und Tiefen geprägt, sorgt heute eine Reihe starker Familienunternehmen wie der Armaturenhersteller Dornbracht, Kirchhoff (Automotive), Schlüter-Systems oder der Arzneimittelhersteller Medice für den Ruf als beständiger und wichtiger Wirtschaftsstandort in Südwestfalen. Viele Iserlohner dürfte außerdem die Nachricht gefreut haben, dass die endgültige Schließung der traditionsreichen Iserlohner Brauerei letztlich doch noch abgewendet werden konnte: Eine Investorengruppe wird das Unternehmen aller Voraussicht nach im September übernehmen und technologisch auf den neuesten Stand bringen, um das Exportgeschäft nach Asien zu forcieren.
Dass sich Iserlohn trotz seines geschichtlichen Alters als lebendig-dynamische Stadt mit vielen jungen Menschen präsentiert, dürfte übrigens in erster Linie auf die außergewöhnlichen Bildungsangebote zurückzuführen sein, die sich hier finden. So widmet sich direkt am Naherholungsgebiet Seilersee die BiTS (Business and Information Technology School) der Ausbildung von Fach- und Führungskräften, die Fachhochschule Südwestfalen ist mit den Instituten für Instandhaltung sowie Umwelt- und Entsorgungstechnik vertreten, während kreativ Veranlagte auf der BTK (Berliner Technische Kunsthochschule) die Studiengänge Fotografie und Kommunikationsdesign antreten können.
„Die Roosters waren das Gesprächsthema Nummer eins“
Sauerland, Fußballland? Nicht ganz: In Iserlohn schlagen viele Herzen für den Eishockeysport.
Der ehemalige Nationalspieler Karsten Mende, heute Manager der Iserlohn Roosters, erklärt, was den Club zurzeit bewegt.
TOP Magazin: Nach dem sportlichen Erfolg in der letzten Saison war der Weggang von Kapitän Michael Wolf, der neun Jahre bei den Roosters war, ein harter Schlag. Wie kommentieren Sie dies?
Karsten Mende: Das war natürlich ein Dämpfer, ganz klar. Michael Wolf ist einer der besten Spieler der Liga – wenn der einen Club verlässt, ist das sicherlich nicht schön. Man darf allerdings nicht vergessen, dass sein Vertrag im nächsten Jahr sowieso ausgelaufen und er dann höchstwahrscheinlich weg gewesen wäre. Von daher stehen wir nun vor einer Situation, die etwas früher eingetreten ist als erwartet. Aber letztlich sind wir Michael Wolfs Wunsch nachgekommen und wünschen ihm alles Gute. Es wird für uns im nächsten Jahr mit Sicherheit nicht leichter, aber einen Michael Wolf zu ersetzen, ist nicht unmöglich, wenn wir die Last geschickt auf mehrere Schultern verteilen.
TOP Magazin: Eröffnet der Weggang von Wolf auch neue Möglichkeiten?
Karsten Mende: Ja, denn es ist kein Geheimnis, dass Michael zu den Spielern gehört hat, die hier relativ viel verdienen. Jetzt müssen wir die freigewordene Summe weise einsetzen, um der ganzen Mannschaft die nötige Tiefe zu geben. Zuletzt haben wir Nick Petersen aus Kanada und Chad Bassen an den Seilersee geholt, einige weitere Spieler sollen noch folgen.
TOP Magazin: Die Roosters sind der Verein mit dem kleinsten Etat in der Liga. Trotz striktem Sparkurs ist es aber bisher immer gelungen, eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzustellen. Wie schafft man das?
Karsten Mende: Gute Frage! Im Grunde genommen geht es immer darum, die vorhandenen Mittel möglichst effektiv einzusetzen. Ansonsten helfen ein bisschen Glück bei der Spielerverpflichtung, wenige Verletzungen und natürlich arbeiten, arbeiten, arbeiten.
TOP Magazin: Wie charakterisieren Sie generell den Verein und sein Umfeld?
Karsten Mende: Der Verein besteht durch und durch aus Eishockey-Verrückten, die versuchen, mit kleinen Mitteln das Beste herauszuholen. Auch was das Umfeld angeht ist offensichtlich, welche Bedeutung der Sport in Iserlohn hat. Wir haben in den Play-offs ja gerade erst wieder erlebt, was für eine unheimliche Euphorie in der Stadt herrschte. Egal, wo man hinkam, die Roosters waren das Gesprächsthema Nummer eins. Mehr noch als der Fußball, was ja hier an der Grenze zum Ruhrgebiet schon unglaublich ist.
TOP Magazin: Wie gestaltet man ein Umfeld, in dem sich auch internationale Spieler wohl fühlen? Was gefällt den Spielern an Iserlohn?
Karsten Mende: Einerseits das Familiäre. Gerade unsere US-Amerikaner und Kanadier kommen auch nicht unbedingt aus den Metropolen, sondern aus kleineren Ortschaften. Die fühlen sich hier schnell heimisch, und es gibt in der Umgebung ja auch einiges zu sehen – jeder unserer Spieler kennt die Burg Altena, den Möhnesee und so weiter. Andererseits ist mit dem Ruhrgebiet die Nähe zu größeren Städten durchaus gegeben. Darüber hinaus bemühen wir uns natürlich, es den Jungs und ihren Familien so nett wie möglich zu machen. Dazu gehören auch Dinge wie die passende Wohnung und Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder. Darum kümmern wir uns, und das klappt eigentlich immer ganz gut.
TOP Magazin: Die Anhänger kommen ebenfalls nicht zu kurz. Kürzlich haben Sie im Rahmen eines Fan-Stammtischs Einblicke in die Kaderzusammenstellung gewährt und sich vielen weiteren Fragen gestellt. Wie wichtig ist es, dicht dran zu sein?
Karsten Mende: Die Nähe zu den Fans macht den Verein aus, da gehören solche Treffen einfach dazu. Und Sie können mir glauben, dass da nicht immer nur über positive Dinge gesprochen wird! Zuweilen gibt es deutliche Kritik, wenn es sportlich mal nicht so läuft, zum anderen bewegen Themen rund um die Halle wie Einlasskontrollen, Security und sanitäre Anlagen viele Fans. Wir versuchen dann Abhilfe zu schaffen, was uns zwar nicht immer, aber oft auch gelingt.
TOP Magazin: Wie lautet die aktuelle Zielsetzung der Iserlohn Roosters?
Karsten Mende: Wir wollen die Mannschaft bis Anfang August komplett haben, gesund bleiben und gut spielen. Im Fußball würde man sagen: flach schießen, hoch gewinnen.
TOP Magazin: Wie wollen Sie sich langfristig aufstellen?
Karsten Mende: Natürlich wäre es schön, regelmäßig die Play-offs zu erreichen. In den letzten drei Jahren ist das zwei Mal gelungen, und so soll es auch weitergehen. Jeder Fan wünscht es sich, bei tollen Spielen mitfiebern zu können. Das wollen wir den Leuten bieten.
TOP Magazin: Hand aufs Herz: Wenn man immer als Underdog der Liga unterwegs ist – hat man nicht doch das innere Bedürfnis, einmal größere Erfolge oder einen Titel einzufahren?
Karsten Mende: Ganz klar. Ob das nun bedeutet, eine Meisterschaft einzufahren oder möglichst weit in den Play-offs zu kommen – das möchte hier jeder. Aber man muss eben immer wieder relativieren: Gemessen an den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, haben wir hier jedes Jahr einen sportlichen Erfolg.
TOP Magazin: Für den Außenstehenden wirkt Eishockey ziemlich ruppig, manche finden es regelrecht brutal. Hinzu kommt ein teilweise undurchschaubares Regelwerk. Erklären Sie uns bitte, was die besondere Faszination des Sports ausmacht!
Karsten Mende: Wer noch nie in einer Halle war und den Sport nur aus dem Fernsehen kennt, kann ihn tatsächlich schwer nachvollziehen. Man bekommt die Emotionen einfach nicht so unmittelbar mit. Eishockey ist eine weitaus schnellere Sportart als etwa Fußball und auch deutlich härter. Es gehört dazu, mal einen fairen Check zu fahren, aber es gibt auch klare Grenzen. Der Sport ist mit bis zu 30 Torschüssen auf jeder Seite unheimlich actionreich. Das Schönste ist aber einfach die unvergleichliche Atmosphäre in unserer kleinen Halle. Deshalb rate ich jedem, sich die Roosters mindestens einmal live anzugucken. Sie bieten einfach tollen Sport!
„Iserlohn war im Mittelalter die bedeutendste Stadt Südwestfalens“
Dr. Bernd Rosenberg hat drei Romane veröffentlicht, die auf der Geschichte Iserlohns basieren.
TOP Magazin: Herr Dr. Rosenberg, Sie sind Facharzt für Allgemeinmedizin mit eigener Praxis. Darüber hinaus betätigen Sie sich als Autor mit heimatgeschichtlichem Bezug: So wird etwa in „Sieben Todsünden“ das Leben im mittelalterlichen Iserlohn im Laufe von sieben Tagen dargestellt. Mit welchem Anspruch sind Sie an die Sache herangegangen?
Dr. Bernd Rosenberg: Ich habe drei Töchter, denen ich jeweils eines meiner Bücher gewidmet habe. Der erste Roman „Das Kainsmal“ handelt im frühen Mittelalter um 1200 und nimmt Bezug auf das Schicksal des Erzbischofs Engelbert I. von Köln, der auf grausame Art und Weise ums Leben kam. „Sieben Todsünden“ schildert die letzten sieben Tage vor der Ermordung des Iserlohner Bürgermeisters Duisberg sowie der Plünderung und Zerstörung der Stadt Iserlohn im 30-jährigen Krieg und hat die Duisberg-Sage zur Basis. Im dritten und neuesten Buch „Ehrensache“ werden die Ereignisse der letzten Kriegstage des Zweiten Weltkriegs in unserer Heimat lebendig. Ich erzähle von der ehrenhaften Entscheidung von Hauptmann Ernst, welche Iserlohn vor der Zerstörung aus der Luft durch die Amerikaner bewahrte. Mein Anspruch liegt in der realistischen Schilderung der früheren Begebenheiten. Ich möchte in meinen Werken einen Überblick über wenig bekannte Ereignisse in unserer Heimat geben.
TOP Magazin: Haben Sie schon als junger Mensch Gefallen daran gefunden, sich mit den Lebenswelten und Wirrungen unserer Vorfahren zu beschäftigen?
Dr. Bernd Rosenberg: Ja, in der Schule war eines meiner Lieblingsfächer Geschichte, da mich das Leben der Menschen zu früheren Zeiten damals schon sehr interessierte. Leider entsprach der Geschichtsunterricht nicht immer meinen Vorstellungen. So habe ich zum Beispiel nie verstanden, wie der Pharao es schaffte, die Pyramiden zu bauen oder Napoleon seine Schlachten schlug. Die Schicksale der Tausende und Abertausende von Untertanen, die zum damaligen Erfolg der Mächtigen entscheidend beitrugen und in Überlieferungen nur wenig Beachtung fanden, interessierten mich jedoch umso mehr. So werden in meinem Buch „Das Kainsmal“ die Ereignisse auch nicht aus der üblichen Sicht eines allwissenden und allüberblickenden Erzählers geschildert, sondern aus der eines Bauernjungen und seines Vaters. Sie geben die Lebensumstände dieser Zeit, wenn auch somit etwas einfältig, wieder.
TOP Magazin: Große Geschichten aus der Geschichte haben seit jeher gute Romanstoffe abgegeben. Was ist das Spannende an der Geschichte der verhältnismäßig kleinen Stadt Iserlohn?
Dr. Bernd Rosenberg: Das heute verhältnismäßig kleine Iserlohn war im Mittelalter
die größte und bedeutendste Stadt Südwestfalens, größer noch als Dortmund, und stellt von daher einen Kristallisationspunkt in meinen Erzählungen dar. Wenn ich für meine Heimatstadt auf diese Weise auch keinen Glanz erzeugen kann, so vielleicht doch etwas Patina. (schmunzelt) Meine Bücher beschäftigen sich mit der Heimatkunde. Erstaunlicherweise wecken die damaligen alltäglichen Umstände und Banalitäten das Staunen des Lesers von heute. Viele Sitten, Gebräuche und Sprichwörter aus vergangenen Zeiten sind heute unbekannt oder haben ihren Sinn entstellt. Was früher für jeden ganz selbstverständlich war, gewinnt heute seine Erhellung durch die Erwähnung in den Erzählungen. Der Unterhaltungswert – und wenn Sie es Spannung nennen wollen – liegt in der Wiederentdeckung.
TOP Magazin: Was macht eine historische Geschichte grundsätzlich für Sie erzählenswert?
Dr. Bernd Rosenberg: Die Authentizität. Meine Erfahrung zeigt: Wahre Schicksale und Geschichten übertreffen jede Fantasie, sind vielschichtiger und plastischer.
TOP Magazin: Folgen Sie beim Schreiben eher der Wirklichkeit, also der verbürgten Geschichte, oder der Lust am Formulieren?
Dr. Bernd Rosenberg: Der Wirklichkeit möglichst nahe zu kommen, ist das Ziel in meinen Erzählungen. Ich versuche, historische Ereignisse aus der Sicht der damaligen und nicht der heutigen Zeit lebendig werden zu lassen. Ein Held eines historischen Romans, der mit unseren bekannten Einsichten und Erkenntnissen seinen Kontrahenten gegenüber einen Vorsprung hat, ist unreal und nicht authentisch. Diese Lektüre ist für mich uninteressant.
TOP Magazin: Ihr bisher letzter Roman „Ehrensache“ beschäftigt sich mit den letzten Kriegstagen in Iserlohn. Inwiefern haben die Kriegsgeschehen Iserlohn bzw. ganz Südwestfalen verändert? Welche Rückschläge oder Errungenschaften waren prägend?
Dr. Bernd Rosenberg: Besonders brenzlig war die Lage in Iserlohn zu Ende des Zweiten Weltkriegs in unserer Umgebung. Die bereits von General Bayerlein mit den Amerikanern vorverhandelte Kapitulation, betreffend die Umgebung Iserlohns, hatte für die Stadt selbst keine Gültigkeit, da für Iserlohn ein eigener Kommandant verantwortlich war. Der ortsfremde Befehlshaber einer Tigerpanzereinheit und Ritterkreuzträger, Hauptmann Ernst, übernahm, wie ich es heute einschätze, aus persönlichem Pflicht- und Ehrgefühl diese Aufgabe und rettete Iserlohn so vor der Zerstörung aus der Luft durch die Amerikaner. Es ist meiner Meinung nach unbestritten, dass die Übergabe der Stadt Iserlohn am 17.04.1945 auf dem Iserlohner Schillerplatz durch Hauptmann Albert Ernst die einzige „ehrenhafte" Kapitulation war, die aus dem Zweiten Weltkrieg überliefert ist. Sowohl die Zivilbevölkerung als auch Kaufleute und Fabrikanten konnten meiner Ansicht nach dankbar sein, dass die kurz bevorstehende Zerstörung durch amerikanische Bomberverbände im letzten Augenblick verhindert werden konnte. Somit konnte die Produktion in Iserlohn relativ schnell aufgenommen werden und die Wirtschaft nach dem Krieg wieder aufleben. Trotzdem sah sich Albert Ernst vielen Angriffen und Verleumdungen ausgesetzt, als er sich nach seiner Gefangenschaft wieder in Iserlohn ansiedeln wollte.
TOP Magazin: Wenn Sie nicht Medizin studiert hätten – wären Sie dann heute Historiker oder Schriftsteller?
Dr. Berg Rosenberg: Darauf kann ich mit einem klaren Nein antworten. Meine Interessen als Abiturient richteten sich zudem auf das Fach Germanistik. Hätte ich nicht Medizin studiert, wäre ich auch gerne Lehrer geworden.
TOP Magazin: Haben Sie zurzeit ein weiteres Werk in Arbeit?
Dr. Bernd Rosenberg: Nein, ich habe nur drei Töchter, daher sollten drei Bücher ausreichen. Sollte noch ein weiteres Buch dazukommen, werde ich es meiner Frau widmen. Dann wird es vielleicht ein Liebesroman. (schmunzelt)
Regional verwurzelt, international ausgerichtet
Der Bildungsstandort Iserlohn behauptet sich: Die BiTS lädt zum 8. Campus Symposium
Direkt am Ufer des Iserlohner Seilersees liegt seit knapp zehn Jahren die private, staatlich anerkannte Hochschule BiTS (Business and Information Technology School). Etwa 1.000 junge Menschen studieren heute auf dem weitläufigen Gelände, das vormals der britischen Armee als größtes Militärhospital außerhalb Großbritanniens diente. Inzwischen ist die BiTS zu einer Institution geworden, die einerseits stark in der Region verwurzelt ist, aber auch aus Iserlohn hinausgehen und die Welt zu sich einladen will – schließlich ist Internationalität heute von besonderer Bedeutung für das Berufsleben nach dem Hochschulabschluss. Mit Partnerhochschulen in mehr als 20 Ländern weltweit und Studienprogrammen, die an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes angepasst sind, richtet sich die BiTS an zukünftige Fach- und Führungskräfte unterschiedlichster Branchen.
Alle zwei Jahre wird auf dem Gelände der privaten Hochschule eine 4.000 Quadratmeter große Zeltstadt aufgebaut – wenn die BiTS zum Campus Symposium lädt, ist nicht nur die heimische Unternehmerschaft dabei, sondern es kommen auch führende nationale und internationale Wirtschaftsvertreter. So waren General James L. Jones, Kofi Annan, Edmund Stoiber, Gerhard Schröder, Lech Walesa oder auch Tony Blair bereits zu Gast in Iserlohn, und spätestens seit Bill Clinton im Jahr 2006 als Hauptreferent nach Iserlohn reiste, ist der Begriff Campus Symposium eine feste Größe in ganz Südwestfalen.
Bis heute wechselt das studentische Team jährlich, wobei auch viele jüngere Studenten integriert werden. Für jedes Campus Symposium wird ein Leitthema gewählt, an dem sich auch die Auswahl der Referenten orientiert. Ob „Innovation als Zukunftskonzept“, „Green Business Conference“ oder „Kommunikation „Der Schlüssel zum Erfolg“ – interessante Erfahrungen und außergewöhnliche Gäste bietet das Campus Symposium immer. Auch für die anstehende Wirtschaftkonferenz, die am 04. und 05. September am Seilersee stattfindet, konnte ein hochkarätiges Programm zusammengestellt werden. Wie sich das achte Großereignis auf dem Campus gestalten wird, schildert Projektleiterin Malin Schlömer.
TOP Magazin: Das Campus Symposium geht in die achte Runde und stellt dabei das Thema „Wandel – Zukunftsangst oder neue Perspektive !?“ in den Mittelpunkt. Warum haben sich die Veranstalter für dieses Thema entschieden und warum ist es so wichtig für die Wirtschaftswelt?
Malin Schlömer: Wir haben im Nachgang der letzten Veranstaltung unsere Gäste nach ihren persönlichen Interessengebieten gefragt – und der Wandel betrifft eben jeden von uns, Unternehmen wie Privatpersonen. Dabei gilt es, diesen Wandel aktiv mitzugestalten, um nicht von ihm überrascht zu werden. Eine geglaubte Sicherheit kann sich schnell als Nachteil erweisen, wenn sich die Konkurrenz schneller weiterentwickelt als das eigene Unternehmen. Es ist wichtig zu erkennen, wie man dem Wandel am besten begegnet, ohne die eigenen Prinzipien verwerfen zu müssen. Das Campus Symposium findet in einer der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands statt. Wir möchten, dass dies so bleibt und unsere Gäste dabei unterstützen. Neben vielen wertvollen neuen Kontakten möchten wir ihnen die Möglichkeit geben, sich mit den sich verändernden Rahmenbedingungen auseinanderzusetzen und spannende Erkenntnisse in das eigene Unternehmen mitzunehmen.
TOP Magazin: Welche Facetten werden dabei eine besondere Rolle spielen?
Malin Schlömer: Wie im vergangenen Jahr haben wir uns, um das Thema ein wenig einzugrenzen, fünf Themenschwerpunkte überlegt, die die beiden Veranstaltungstage gleichzeitig gliedern. Der erste Schwerpunkt wird das Thema Megatrends sein. Angefangen von der Dampfmaschine über Elektrizität bis hin zum Telefon und Auto bewirken Megatrends schon seit Jahrzehnten Gesellschaftsveränderung. Dabei stellt sich die Frage, worauf sich die Unternehmen in Zukunft einstellen müssen und wie sich das gesellschaftliche Leben und Handeln in Zukunft verändern wird. Außerdem widmen wir uns dem Bereich der Unternehmenskultur, der heute eine entscheidende Rolle spielt. Im Rahmen der Globalisierung ist aber auch eine Betrachtung der einzelnen Weltregionen notwendig. Der Schwerpunkt Internationale Beziehungen wird beispielsweise einen Einblick in ein mittelständisches Unternehmen gegeben, welches in China eine Produktion aufgebaut hat. Viertens geht es um politische Rahmenbedingungen und fünftens um die Welt der Kultur, die nicht nur selbst ständig im Wandel ist, sondern von kreativen Köpfen bestimmt wird, die ständig etwas verändern oder etwas anders machen als erwartet.
TOP Magazin: Welche Referenten stehen bereits fest und welche Wunschkandidaten befinden sich noch in der Anfrage? Wird es auch in diesem Jahr wieder einen internationalen „Stargast“ geben?
Malin Schlömer: Auch das Campus Symposium wandelt sich ein wenig. Wir werden in diesem Jahr mehrere Highlights setzen. So werden zum Beispiel Roman Herzog und Christian Lindner gemeinsam auf der Bühne über den Wandel in der Politik und in Europa sprechen. Die Kombination der beiden Politiker wird sicherlich eine spannende Diskussion ergeben. Ein weiteres Highlight wird der Friedensnobelpreisträger Mohammed el-Baradei sein, der zum Beispiel vom Wandel im Arabischen Frühling berichten kann und sicherlich auch den einen oder anderen Ausblick auf die momentane Situation in Europa geben wird. An einem weiteren Stargast arbeiten wir momentan noch – da hilft jedoch häufig nur Daumen drücken und hoffen, denn Wunschkandidaten gibt es natürlich immer viele, aber ob dann auch alles zusammenpasst, ist eine ganz andere Frage.
TOP Magazin: Gibt es darüber hinaus Neuerungen im Veranstaltungskonzept?
Malin Schlömer: Das Format der Veranstaltung werden wir auf jeden Fall beibehalten, aber selbstverständlich feilen wir immer an der einen oder anderen Stelle. Das Programm und die Zeltstadt sollen lebendiger werden und der Dialog zwischen den Gästen und den Referenten soll mehr in den Vordergrund rücken. Wir sind ein junges Team mit 21 Studenten, da darf auch mal der eine oder andere frechere Facebook-Post dabei sein. Das möchten wir auch auf der Veranstaltung zeigen. So entstehen gerade in unseren Büros auf dem Campus der BiTS Iserlohn viele kreative Ideen, um das Campus Symposium 2014 für alle Teilnehmer wieder zu einem unvergesslichen Ereignis werden zu lassen. Eine Neuerung, die beispielsweise bereits feststeht, ist die erneute Einbindung von Workshops. Im Jahr 2010 gab es diese schon einmal, aber damals noch in den Räumlichkeiten in der Hochschule. In diesem Jahr werden wir hierfür einen eigenen Zeltbereich einrichten, so dass in kleinen Gruppen von maximal 30 Personen gemeinsam an einer Problemstellung gearbeitet werden kann.
TOP Magazin: Events dieser Größenordnung finden meist in Metropolen wie Berlin, Düsseldorf oder Frankfurt statt. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit die Veranstaltung auch in der „Provinz“ funktioniert?
Malin Schlömer: Eine Veranstaltung wie das Campus Symposium ist für eine Region wie Südwestfalen schon etwas Außergewöhnliches, aber genau darin zeigt sich eben auch ihre Stärke. Gemeinsam schaffen wir es, eine solche Veranstaltung nun bereits zum achten Mal durchzuführen. Das Campus Symposium lebt von vielen einzelnen Sponsoren, die sich für das Projekt und damit auch für die Region einsetzen möchten. Ohne diese Unterstützung wäre eine solche Veranstaltung nicht vorstellbar. Veranstaltungen in Großstädten haben häufig auch nicht den studentischen Charme und die Leidenschaft, die unser Team in die Organisation steckt – und das merkt auch jeder Gast, der in die Zeltstadt kommt. Das Campus Symposium hat einfach ein ganz eigenes und besonderes Flair.