WINTERBERG – DAS FITNESSSTUDIO IM GRÜNEN
In Winterberg wird viel Luft verkauft – vorwiegend in kleinen, schicken Döschen. „Die verkauft sich hier ziemlich gut“, lacht Susanne Kleinsorge, verantwortlich für das Marketing von Winterberg Touristik, „wir sind ja auch der einzige anerkannte heilklimatische Höhen-Kurort in NRW.“
Die Bandbreite der Skipisten kann sich sehen lassen: Sie reicht von sanften Hügeln bis hin zum steilsten Hang nördlich der Mainlinie. (Foto: Ferienwelt Winterberg)
Die Höhenlage ist Winterbergs Kapital. Auf dem Kamm des Rothaargebirges liegt die knapp 13000-Einwohner-Kleinstadt, was ihr ein raues Klima beschert. Zum Glück gibt es immer zwei Seiten der Medaille – und eine davon ist Gold! Winterberg macht seinem Namen nämlich alle Ehre, regelmäßig werden hier Weltcuprennen des Bob- und Rennrodelsports ausgetragen. So findet vom 18. bis zum 19. März wieder der Snowboard Weltcup statt. Auf dieses Ereignis ist Susanne Kleinsorge sichtlich stolz: „Das ist der letzte Termin, das bedeutet, dann sind alle Finalisten bei uns!“
Ob mit oder ohne Profisportler, der Wintersport stand schon immer klar im Fokus und wird deshalb nun auch zelebriert – 110 Jahre Skisport feiert Winterberg in den kommenden Monaten. Anfang des 20. Jahrhunderts sah der noch so aus: dunkler Anzug, weißes Hemd mit hohem Kragen, Binder und Hut, die Damen in eleganten Wollröcken, lange Holzskier unter den Füßen und einen langen Bergstock zum Bremsen in der Hand. Schneeschuhlaufen war damals noch eine Angelegenheit wohlhabender Stadtbürger. Jetzt liegt diese Freizeitbeschäftigung wieder voll im Trend: „Wo man sonst bis zur Hüfte im Schnee versinken würde, kommt man mit Schneeschuhen locker durch – und zwar ohne einzusinken.“ Kleinsorge weiß, wovon sie spricht, privat nutzt sie den Winter ebenfalls, um in Hightech-Schneeschuhen die Landschaft „jenseits des Trubels zu genießen und die Stille wahrzunehmen“.
Europaweit beliebt
Damit Touristen nicht gleich durchschnittlich 200 Euro in die Ausrüstung investieren müssen, verleiht Winterberg die Schneeschuhe und bietet entsprechende Schnupperkurse sowie geführte Touren an. Diese stehen auch bei unseren Nachbarn aus den Niederlanden hoch im Kurs, die bei den niederländischen Krokusferien 70 Prozent der Gesamttouristen ausmachen. Eine beachtliche Zahl. Kleinsorge winkt ab: „Mittlerweile kommen aber auch immer mehr Dänen, weil die Qualität stimmt – es gibt ein Skiliftkarussell mit Skihütten und eine topaktuelle Ausstattung.“ Die Bandbreite der Skipisten kann sich in der Tat sehen lassen: Sie reicht von sanften Hügeln, die ideal für Anfänger und Kinder geeignet sind, bis hin zum steilsten Hang nördlich der Mainlinie. Ein Großteil der insgesamt 60 Lifte ist an ein gemeinsames Ticketsystem angeschlossen. Diese Key-Cards ermöglichen ein schnelles berührungsloses Passieren der Drehkreuze. Sie sind in den fünf größten der zehn Winterberger Skigebiete gültig. Eigene Bretter muss man nicht unbedingt besitzen. Bei den 30 Verleihstationen stehen moderne Skier für jedes Alter bereit. In der Remmeswiese in Winterberg und in Neuastenberg bringen sogenannte Zauberteppiche die ganz Kleinen sicher und bequem wieder nach oben. 14 Rodelhänge, drei davon beschneit und mit Flutlichtanlage, machen Lust auf Schlittenpartien. Hoch geht es bequem mit einem Lift. Eine Riesengaudi ist auch das Rutschen auf luftgefüllten Reifen, den Snow Tubes.
Gleiten statt hetzen
Und auch Skilanglauf bietet sich auf den Höhenzügen der Sauerlandberge geradezu an: gleiten statt hetzen, die Natur erleben, kontinuierliche Bewegung an der frischen Luft. Immer mehr Gäste schätzen den Skilanglauf als besonders gesunden Wintersport. Darauf haben die Verantwortlichen sich eingestellt. Bis zu 170 gut gepflegte Loipenkilometer erwarten die Gäste in Winterberg und Umgebung. Ein großer Teil davon führt über die Höhen des Astengebietes und des Rothaarkamms. Die Schönheit der Landschaft hat sich herumgesprochen: Zu den 1, 2 Millionen Übernachtungen im Jahr blickt Winterberg auf mindestens die gleiche Anzahl von Tagesgästen. Der Großteil von ihnen kommt zum Spazierengehen und Wandern.
Auf goldenen Pfaden unterwegs
Lauffreudigen steht ein 480 Kilometer langes Wanderwegenetz zur Verfügung, es gibt acht Rundwanderwege allein in der Kernstadt sowie weitere 12 Themenwege in der Ferienwelt. Dazu kommen 82 kilometerlange Qualitätswanderwege auf 2.200 Höhenmetern. Der beliebteste ist aktuell der Landschafts-Therapie-Pfad. Der sogenannte „Goldene Pfad“ wurde nach landschaftstherapeutischen Kriterien angelegt und soll mithilfe von zehn Achtsamkeitsstationen die psychophysische Gesundheit fördern. Die Länge ist überschaubar, rund fünf Kilometer führt dieser Rundwanderweg über die Niedersfelder Hochheide, die am Fuße des Langenbergs, NRWs höchstem Berg, liegt. Die Hochheide ist im Ortskern Winterberg-Niedersfeld, direkt an der B 480, ausgeschildert. Der Beginn des „Goldenen Pfads“ ist vom Parkplatz Hochheide an ausgewiesen.  Ganz in der Nähe liegt der wohl bekannteste Berg des Sauerlandes, der Kahle Asten. Diesen Berg kennt wirklich jeder, er kommt nämlich ständig im Wetterbericht vor. 200.000 Wanderfreudige kommen pro Jahr hierher, um auf den mehr als 20 Wanderwegen die Natur zu genießen. Besonders beeindruckend ist die Vegetation. Heidelbeeren, Heidekraut,  Borstgras, Zwergsträucher, Ginster und viele andere Pflanzenarten wachsen hier. Allerdings gehört der Kahle Asten mit nur rund 1.400 Stunden Sonnenschein zu den sonnenscheinärmsten Orten in Deutschland. Aber: Gerade im Winter kann hier bei Hochdruck auch ungetrübter Sonnenschein herrschen, während sich im Tal ganztägig Wolken halten. Die Aussicht ist vom Astenturm aus am schönsten. Die Aussichtsplattformen bietet eine Rundumsicht über das Rothaargebirge. Bei klarem Wetter reicht der Blick sogar bis zum 163 Kilometer weit entfernten Brocken im Harz (Sachsen-Anhalt).
Mit Eseln wandern
In den letzten Jahren hat Winterberg viel in Freizeitangebote investiert. Noch neu ist das Eselwandern. „Man sagt, der Esel kann sein Gegenüber sehr genau einschätzen. Er sagt, wie schnell es auf der Wanderung vorangeht – und wenn die Chemie zwischen dem Esel und dem Menschen, der ihn führen möchte, nicht stimmt, dann kann das eine sehr interessante Wanderung werden“, lacht Susanne Kleinsorge. Wer zügiger unterwegs sein möchte, für den eignen sich beispielsweise die Angebote auf dem Erlebnisberg Kappe, dazu gehören geführte Segway-Touren oder auch der Bike-Park für echte Mountainbike-Cracks. Touristen, die mit dem E-Bike ins Gelände wollen, haben die Möglichkeit, die Fahrtechnik im Trail Park zu erlernen. „Wir verleihen auch E-Mountainbikes, nur ist das Radfahren auf dem Asphalt natürlich etwas anderes als im Gelände.“
Shopping als Erlebnis
Langeweile kommt in Winterberg so schnell nicht auf. Wer nach einer langen Radtour Wadenzwicken verspürt oder von der Kommunikation mit dem Esel müde geworden ist, hat eine echte Alternative. Wo man im Sauerland dem Himmel am nächsten ist, genau da kann man auch shoppen. Entlang des Waltenberges, der Hauptstraße und rund um die Winterberger Pforte reiht sich Fachgeschäft an Fachgeschäft. Die meisten dieser Shops sind inhabergeführt – und haben an vielen Sonntagen im Jahr geöffnet. Die zahlreichen Restaurants der Stadt empfehlen sich für das „Après-Shopping“; dabei reicht die Palette von der exklusiven Gourmet-Küche bis zum rustikalen Imbiss. Selbst ganz oben, auf dem 841 Meter hohen Kahlen Asten, freuen sich Kaffee-Liebhaber über einen vorzüglichen Espresso. In Winterberg gibt´s eben mehr als nur Luft zu kaufen.