Der Weg ist das Ziel: Carfluencerin Sophia Calate aus Olpe
Mit über 110.000 Abonnenten bei YouTube und über 169.000 Followern bei Instagram ist Sophia Calate eine der bekanntesten deutschen Carfluencer. Das Top Magazin traf die 29-Jährige auf dem Gelände des ADAC Verkehrs-Sicherheits-Zentrum Olpe, wo sie regelmäßig ihre Testfahrzeuge auf Herz und Nieren prüft.
Frau Calate, Sie sind zum Synonym für Sportwagen und
Supercars geworden. Wie fing alles an?
Sophia Calate: Das Interesse an allem was fährt hatte ich schon immer. Als Kind habe ich an meinem Fahrrad herumgeschraubt, als Jugendliche an meinem Motorroller und als ich das erste Mal hinter dem Steuer eines Autos saß, habe ich gespürt: Hier gehörst du hin. Ich fahre einfach leidenschaftlich gerne Auto. Eine 10-Stunden-Strecke nach Österreich? Da bin ich sofort dabei!
Wann kam das Interesse für PS-starke Modelle dazu?
Mein Vater hat mich früher zu Motorsportveranstaltungen mitgenommen. Später bin ich selbst zu Auto- und Sportwagentreffen gefahren. Bei einem Rennsport-Event war es um mich geschehen. Damals wusste ich sofort: Ich will diese Modelle einmal selbst fahren. Die PS-Liebe hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.
Das hat sich auch auf Ihre eigene Garage ausgewirkt …
Mein erstes eigenes Auto war ein silberfarbener Peugeot 208.
60 PS. Den habe ich mir damals mühsam erspart. Danach folgten einige BMW. Heute fahre ich privat einen Audi RS3 mit 400 PS und einen Mercedes C 63 AMG Coupé mit 457 PS – mein Projektauto, dessen Interieur ich komplett neu aufbaue. Vor wenigen Wochen habe ich mir dann meinen persönlichen Sportwagentraum erfüllt: einen Porsche GT3 RS, Baujahr 2018.
Wie ging es mit dem Führerschein in der Tasche weiter?
Damals war der einzig logische Schritt für mich, einen Beruf zu erlernen, bei dem ich mit Fahrzeugen zu tun habe. Also habe ich eine Ausbildung zur Automobilkauffrau gemacht. Allerdings habe ich danach schnell gemerkt, dass mir die Arbeit zu theoretisch ist. Ich wollte schließlich Autos selbst fahren und nicht nur verkaufen. Zu dem Zeitpunkt habe ich beschlossen, mich voll und ganz auf meine Social-Media-Kanäle zu konzentrieren.
2016 haben Sie mit YouTube begonnen und damit ein ganz neues Berufsbild als Carfluencerin kreiert ...
Ja, tatsächlich. Dabei war das gar nicht mein vorrangiges Ziel. Mich haben Fahrzeuge einfach so sehr fasziniert, dass ich genau das festhalten wollte. Bei einem „Cars & Coffee“-Treffen, das vor Corona jährlich in Deutschland und Italien stattfand, habe ich mein erstes Video aufgenommen. Ich war dabei überhaupt nicht verkopft. Ich wollte einfach die Welt an meiner Leidenschaft teilhaben lassen. Diese Lockerheit habe ich mir bewahrt. Das schätzen meine Community und meine Kooperationspartner.
Welchen Einfluss haben Ihre Follower?
Ich beziehe meine Community sehr gerne mit ein, weil sie mir ein ehrliches Feedback geben. Zum Beispiel bei Kaufentscheidungen. Durch sie habe ich mich beispielsweise mit der Frage „Neufahrzeug oder Gebrauchtwagen?“ beschäftigt. Dass die Bindung hoch ist, merke ich immer wieder daran, dass meine Follower mich sogar bei ihrer Entscheidung eines Fahrzeugkaufs mit einbeziehen. Es haben sich schon Abonnenten aufgrund meiner Reviews gewisse Autos und Sportwagen gekauft.
Wie hat sich Ihr Arbeiten in Coronazeiten verändert?
Mein Radius hat sich drastisch verringert. 2019 saß ich noch alle paar Tage im Flieger – ich bin um die Welt gereist, um in Süd-
afrika oder den USA die neuesten Autos noch vor Weltpremiere zu testen. Seit vergangenem Jahr ist das anders. Persönlich finde ich das aber gar nicht so schlimm. Denn Autos kann ich auch hier vor Ort im Verkehrssicherheitszentrum Olpe oder auf unseren Landstraßen und Autobahnen testen. Außerdem ist das reduzierte Reisen weniger umweltbelastend und zeitsparender.
Welche Neufahrzeuge waren zuletzt dabei?
Ich habe zuletzt die neue S-Klasse und den neuen VW GTI Clubsport getestet, bin den Audi RS e-tron GT gefahren und demnächst stehen noch einige weitere spannende Modelle auf der Liste, auf die sich meine YouTube- und Instagram-Community freuen darf.
Viele Käufer stehen vor der Entscheidung: Elektro oder Verbrenner. Wie stehen Sie dazu?
Elektromobilität hält immer mehr Einzug in die heutigen Motorisierungen. Und ich verschließe mich vor den neuen Technologien überhaupt nicht. Es gibt definitiv Punkte, wie das sofort verfügbare Drehmoment, die mich in puncto Fahrgefühl absolut überzeugen. Die Beschleunigung eines Elektrofahrzeugs ist unvergleichbar. Emotional schlägt mein Herz aber für die Verbrennermotoren. Ich bin durch und durch ein Petrol Head. Ich brauche den Sound und liebe es zu spüren, wie sich die Leistung nach oben schraubt, wenn ich das Gaspedal durchtrete.
Gibt es noch Traumwagen, die Sie gerne fahren würden?
Meine Bucket-List habe ich in den vergangenen Jahren gut abarbeiten können. Absolute Top 3 Traumwagen waren für mich der Porsche 918 Spyder, der Lamborghini Miura und der McLaren 720 S. Faszinieren würden mich noch die limitierten Supersportwagen der Marke Koenigsegg und Pagani. Solche Hypercars zu fahren wäre ein absolutes Highlight.
Wie viel Arbeit steckt hinter den Kulissen Ihrer Kanäle?
Jede Menge! Video- und Werbedrehs, aber auch die Mitwirkung an dem Kabel 1-Format „PS-Perlen“, sind Full-Time-Jobs. Bei meinen Testberichten beginnt die Arbeit schon mit der Vorbereitung auf das Modell. Wenn ich es dann fahre, weiß ich genau, worauf ich achten möchte. 12- bis 16-Stundentage sind keine Seltenheit. Denn danach schneide ich meine Videos, bereite die Posts für die nächsten Tage vor und stelle alles online.
Was unterscheidet Ihre Reviews von anderen Fahrberichten?
Gerade weil ich schon so viele verschiedene Fahrzeuge gefahren bin, sind meine Reviews detailreicher als normale Fahrberichte. Ich kann viele Vergleiche ziehen – und am Ende eine umfassende authentische Meinung abgeben. Denn in den wenigsten Fällen teste ich ein Fahrzeug nur für ein paar Stunden. Das heißt, bei mir geht’s um alles: den praktischen Langstrecken-Alltagscheck als Reiseauto mit Gepäck, ums sportliche Sprinten ebenso wie um das Thema Sicherheit – dafür bin ich auf speziellen Renn-, Test- oder Schnee-Drift-Stecken weltweit unterwegs. Dabei fällt mir auch mehr auf. Dadurch entstehen Erfahrungsberichte, die potenzielle Käufer interessieren.
Über 100.000-Follower kommen nicht über Nacht. Worin denken Sie, liegt Ihr Erfolgsgeheimnis?
Dass meine Reichweite gewachsen ist, hängt glaube ich sehr mit meiner Einstellung zusammen. Ich verstelle mich nicht, bin authentisch und beschönige nichts bei meinen Reviews. Ich sage offen und ehrlich, was toll ist und was nicht. Daran haben immer mehr Menschen Gefallen gefunden. Für mich ist der Weg das Ziel. Wo mich dieser in ein paar Jahren hinführt, weiß ich selbst noch nicht. Was ich jedoch weiß: Ich bleibe mir treu.
Eben 100 Prozent Sophia Calate.
Vielen Dank für das Gespräch und die spannenden Einblicke.
Das Interview führte Top-Chefredakteurin Melanie Heider // Fotos: Calate Productions GmbH
www.sophiacalate.de