Samstag, 20 April 2024

Klimaschutzprojekte regionaler Unternehmen – Teil 2

Ein guter Befund: Viele Betriebe im Sauerland tun aktiv etwas für den Umwelt- und Klimaschutz. Daher stellen wir heute weitere Beispiele vor.

image

(Foto: © lovelyday12 – stock.adobe.com)

Eifrigen Leser*innen des TOP MAGAZIN SAUERLAND wird diese Rubrik bereits aus der letzten Ausgabe bekannt vorkommen. Manchmal ist es gut, Gutes nicht nur zu tun, sondern auch selbstbewusst darüber zu sprechen. Um eine der vielen Stärken unserer Region zu zeigen, werden heute deshalb wieder vielfältige Umweltschutz - und Klimaschutzprojekte von Sauerländer Unternehmen vorgestellt.
Der erste Teil dieser neuen Serie fand nicht nur viel Anklang, sondern offenbarte, dass auch viele weiter Unternehmer*innen im Sauerland stark in Sachen Umweltschutzmaßnahmen aktiv sind.
Das TOP MAGAZIN SAUERLAND wünscht daher viel Spaß beim Lesen und Entdecken diverser weiterer Projekte!

 

Kuchenmeister GmbH

 

Los geht’s mit der Kuchenmeister GmbH aus Soest: Dort wurde im Jahr 2021 eine neue Produktionshalle nachhaltig auf dem Gelände der „Alten Zuckerfabrik“ gebaut. Bereits bei der Planung hat Hans-Günther Trockels, Geschäftsführer des seit 1884 existierenden Konditorei-Betriebs, direkt auf Umweltschutzmaßnahmen gesetzt: „Die Produktionshalle mit angeschlossenem Verwaltungsbereich ist ein modernes Paradebeispiel für nachhaltiges Bauen. Ein erhöhter Dach- und Wärmeschutz, ISO-Rock-Betonwände, die nicht gestrichen werden müssen, 3-fach verglaste Fenster, Wärmerückgewinnungssysteme, Energie aus Photovoltaikanlagen, 100% LED-Beleuchtung, die Verwendung von 21.000 Tonnen recycelter Stein und mehr. Wir haben uns bewusst für diese nachhaltigen Maßnahmen entschieden, um so auch betrieblich ein Zeichen zu setzen.“
Vor Ort wird auf dem Gelände der „Alten Zuckerfabrik“ ohnehin ganz praktisch ein Umweltgedanke gelebt: „Zusätzlich wird auf dem Gelände an der „Alten Zuckerfabrik“ Biodiversität ganz großgeschrieben. Dort gibt es eine mehr als 13.900 qm große Wildwiese, auf der über 130 Bäume, viele Schafe und sogar 16 Bienenvölker ein Zuhause gefunden haben“, ergänzt Trockels.

 

Gebrüder Kemper GmbH + Co. KG

 

Auch die Gebrüder Kemper GmbH + Co. KG mit Sitz in Olpe hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen nachhaltigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Das Besondere an diesem Beispiel: Die ergriffenen Maßnahmen wirken sich sogar weltweit positiv aus. Einer der Geschäftsführer und Namensgeber, Rupprecht Kemper, erläutert das Engagement des Unternehmens wie folgt: „Als Unternehmen mit Fokus auf Gebäudetechnik, Gusstechnik und Walzprodukten achten wir schon bei der Erstellung neuer Produkte auf nachhaltiges Wirken. Wir setzen auf 100% recycelbare Werkstoffe und gewährleisten dies durch ein firmeneigenes Umwelt- und Energie-Managementsystem, das regelmäßig von anerkannten, unabhängigen Organisationen zertifiziert wird. Wir haben neue Fertigungsverfahren und -abläufe eingeführt, um die Umwelt kontinuierlich zu entlasten.“
Kemper setzt das bedachte Handeln bereits von Beginn der Planung an: „Potenziell belastende Auswirkungen werden frühzeitig geprüft und so im Vorfeld auf ein Minimum reduziert. Zusätzlich sind wir auch Mitglied im Netzwerk WVMPlus 2.0, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die klima- und energiepolitischen Ziele der Bundesrepublik Deutschland zu erreichen“, ergänzt Rupprecht Kemper.

 

SNYCE GmbH

 

Weiter geht es mit der SNYCE GmbH, die in Arnsberg-Neheim ansässig ist. Auch hier ist der Nachhaltigkeitsgedanke fest mit der Unternehmensphilosophie verbunden. Als Produzent von Recyling-Toilettenpapier wird dem Plastik ganz direkt der Kampf angesagt: „Das grüne Mittelgebirge des Sauerlands liegt direkt vor unserer Haustür. Was liegt da näher als die Natur und den Wald, der einen quasi von allen Seiten umgibt, schützen zu wollen? So war dann die Idee zu SNYCE geboren.“ Co-Gründerin Tatjana Hektor ist das inhärente Umweltschutz-Problem ihrer Branche dabei sehr bewusst: „Toilettenpapier verbraucht nicht nur viele natürliche Ressourcen, es produziert durch den hohen Verbrauch auch viel unnötigen Plastik-Verpackungsmüll. Genau dieser Sachverhalt ist aber auch ein enormer Hebel, um etwas zu ändern, und da setzen wir mit SNYCE an.“
Um die Dimension des Plastikproblems in Deutschland mal in Zahlen zu verdeutlichen: Laut der SNYCE-Website waren es 4,3 Millionen Tonnen an Plastikverpackungen, die im Jahr 2020 produziert wurden. Auch im Bereich des Baumbestands gab es (Stand Mitte 2021) deutschlandweit ca. 30 Millionen Festmeter an Holz, das durch direkte Klimawandel-Auswirkungen (Dürren, Waldbrände etc.) sowie den Borkenkäfer zu Schaden gekommen ist. Das junge Unternehmen, das 2019 von Tatjana und Julian Hektor nach der Geburt ihres Sohnes gegründet wurde, hat daher eine klare Mission: „Mit SNYCE wollen wir mehr ästhetische Nachhaltigkeit in den Alltag der Menschen bringen. Aber nicht nur das. Nachhaltigkeit: Ja. Verzicht bei Qualität und Design: Definitiv Nein! Das eine muss das andere nicht ausschließen.“

 

LBS

 

Und auch in Lüdenscheid hat besagter Borkenkäfer große Schäden angerichtet: Auf einer Fläche von rund 7000 Quadratmetern war es durch den Käferbefall sowie Dürreperioden notwendig geworden, alle Fichten vor Ort zu fällen. Hier setzte die LBS an, die pro eingereichtem Projekt im Rahmen des LBS Vordenker Preises 2021 je zehn Mischbaumarten gespendet hat. Jörg Münning, Vorstandsvorsitzender der LBS West erklärt das Bestreben: „Für uns ist nachhaltiges Handeln integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie: In der Selbstverpflichtung der Sparkassen-Finanzgruppe haben wir uns unter anderem zu nachhaltigerem Wirtschaften und zur Klimaneutralität im Geschäftsbetrieb bis spätestens
2035 verpflichtet.“
Durch die Anzahl der Projekte des LBS Vordenker Preises 2021 kamen so insgesamt 1200 Laubbäume verschiedener robuster und klimastabiler Arten zusammen. Das freut auch Förster Marcus Teuber: „Der Stadtwald wird damit als grüne Lunge von Lüdenscheid schon bald wieder einen Teil zum Klimaschutz beitragen können“. Auch der LBS-Gebietsleiter Mirko Wenzel unterstreicht, wie wichtig aktiv betriebene Klimaschutzmaßnahmen für das Sauerland sind: „Um unsere Region lebenswert zu erhalten, müssen wir alle mitmachen. Als LBS Lüdenscheid sind wir froh, mit den neuen Bäumen einen nachhaltigen Beitrag hier vor Ort leisten zu können“.

 

KOSTAL GmbH

 

Der nächste Betrieb ist in der Region Lüdenscheid ansässig: Vor 110 Jahren gegründet hat das Familienunternehmen KOSTAL mittlerweile erfolgreich auf vier Kontinente expandiert. Der Betrieb mit vielen Produkten im Bereich der Elektrotechnik beschäftigt heute insgesamt 19.000 Mitarbeiter. „Nach ‚Elektrifizierung‘ in der ersten Unternehmergeneration, ‚Motorisierung‘ in der zweiten und ‚Globalisierung‘ in der dritten, steht die heutige vierte Generation für „Energie-Effizienz“, heißt es im Pressetext – ein eindeutiges Bekenntnis zum Umweltschutz. Als einer der führenden Anbieter von hochwirksamen On-Board Ladegeräten (OBC) ist das Unternehmen ohnehin direkt im Bereich der effizienten Ladung von E-Mobilen aktiv.
Aber auch in den drei anderen Unternehmensbereichen der KOSTAL GRUPPE spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle: KOSTAL KONTAKT SYSTEME bietet Steckverbindersysteme im Bereich der Elektromobilität an, wohingegen KOSTAL INDUSTRIE ELEKTRIK sowie KOSTAL SOLAR ELEKTRIK sich auf Solarenergie-Lösungen samt Energiespeichermöglichkeiten fokussieren. Wie zukunftsbewusst die Firmengruppe operiert, zeigt auch ein vom BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) gefördertes Projekt zur Entwicklung einer bidirektionalen DC Wallbox. Was zuerst etwas technisch klingt, ist – einfach ausgedrückt – eine Möglichkeit, Strom beim Laden eines E-Fahrzeugs nicht nur dem Fahrzeug, sondern gleichzeitig auch in umgekehrter Weise dem privaten oder öffentlichen Stromnetz zuzuführen. So wird das Elektrofahrzeug durch den Ladevorgang direkt ein Teil des Stromnetzes und kann ein relevanter Faktor für eine ausgewogene Energieinfrastruktur der Zukunft sein.

 

REGUPOL BSW GmbH

 

Ähnlich wie bei der LBS spielt auch im Falle der REGUPOL BSW GMBH eine Preisauszeichnung eine Rolle: Hier ist es REGUPOL, das als Unternehmen Preisträger des Umweltwirtschaftspreises NRW im Jahr 2020 geworden ist. Für Geschäftsführer Rainer Pöppel stand von vornherein fest, wie das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro eingesetzt werden würde: „Mit unserem Preisgeld wollen wir Recycling-Ideen fördern und Kindern und Jugendlichen spielerisch das Thema Recycling, Nachhaltigkeit und Umweltschutz näherbringen.“
Unterstützt wird das „Schulprojekt Nachhaltigkeit“ für Schüler*innen am Standort des Unternehmens in Bad Berleburg. Gesellschafter Niels Pöppel erklärt die Kooperation des Unternehmens mit der Schule so: „Wir rufen alle Schülerinnen und Schüler der Schulen in Bad Berleburg auf, uns ihre kreativen Ideen für ein nachhaltiges und umweltfreundliches Projekt an ihrer Schule zu schicken. Die beste Idee fördern wir mit bis zu 10.000 Euro. Wir sind schon sehr gespannt auf die Projektideen, die uns dann bis Ende März 2022 erreichen.“
Als Kriterium für diese auf Umweltschutz fokussierten Projektideen gilt passend zum Fokus des Unternehmens, dass ein Bezug zum Thema Recycling / Wiederverwertung bestehen muss. Denn dass das Thema Umweltschutz fest in der Firmen-DNA verankert ist, wird bei Pöppels Erläuterung der Unternehmensphilosophie deutlich: „Unser Geschäftsmodell basiert seit 1954 darauf, Recyclingprodukte mindestens ein zweites Leben zu schenken – das oftmals sogar länger andauert als ihr erstes. Das ist aus unserer Sicht eine fast perfekte Kreislaufwirtschaft, macht einfach Spaß und ist schöner, als etwas weg schmeißen zu müssen.“

 

FALKE KGaA

 

Zu guter Letzt stellen werden in dieser Ausgabe die Klimaschutz-Aktivitäten des Textilbetriebs FALKE vorgestellt. Durch klar festgelegte Qualitätskriterien bezüglich der Materialien und einer fokussierten Überprüfung kann der Betrieb die hohe Qualität seiner diversen Textilartikel im Bereich der Beinbekleidung sicherstellen. Dass dies allerdings mitnichten aus nur aus eigenem wirtschaftlichem Nutzen geschieht, wird schnell deutlich, wenn man einen Blick auf die Firmenideale wirft. Unter dem Motto „WE CARE“ benennt FALKE drei wichtige Grundsätze für das Handeln des Textilunternehmens:  
Alle Herstellungsprozesse der Kleidungsmittel werden ständig auf Möglichkeiten zur Einsparung geprüft: „[Das alles] wird ständig mit dem Ziel durchleuchtet, Energieverbrauch, Abfall und Ausschuss zu minimieren. Verpackungen, heute häufig noch aus Kunststoff, werden nach und nach durch Alternativen aus organischen Materialien ersetzt.“, heißt es auf der FALKE Website.
Auch im Bereich des Tierschutzes ist der Textilbetrieb bewusst aktiv. Nicht nur die Qualität der Wolle, sondern auch was Wohlergehen der Schafe ist dem Unternehmen sehr wichtig: „Alle Lieferanten von Schafwolle müssen nachweisen, dass auf Mulesing, eine schmerzhafte Behandlung von Schafen, die den Befall mit bestimmten Fliegenmaden verhindern soll, verzichtet wird.“ Zusätzlich garantiert laut der Website des Unternehmens das Caregora™-Gütesiegel, dass strenge Tierschutzregeln eingehalten wurden und werden.
Außerdem betont FALKE, dass die Produktion von „ungefähr 90% der Legwear-Artikel“ nach wie vor in Deutschland und Europa stattfindet. Outsourcing wird bewusst verhindert, da dem Unternehmen die „Arbeitsbedingungen, der Zahlung fairer Löhne und der Einhaltung von Sicherheitsaspekten“ wichtig sind. Zudem gibt es laut Website betriebsinterne, speziell ausgebildete Mitarbeiter, welche die Qualität aller Produktionsstätten gleichbleibend gewährleisten.

 

 

Auch in der zweiten Ausgabe unserer serie zu Klimaschutzprojekten regionaler Unternehmen zeigt sich:

 

Wirtschaft und Natur können nebeneinander koexistieren, anstatt sich – wie vor allem früher gerne behauptet – fundamental im Wege zu stehen oder gar vermeintliche Kontrahenten zu sein. Mit dem wachsenden Bewusstsein für den Umweltschutz in den letzten Jahren haben sich auch viele Unternehmen stärker für wirtschaftliche Möglichkeiten zum Klimaschutz eingesetzt. Dass dieser „Trend“ bis heute anhält, ist ein gutes Zeichen dafür, dass vielerorts ein Umdenken stattgefunden hat. Man darf gespannt sein, welche Innovationen und Ideen auch künftig sowohl im privaten als auch im betrieblichen Bereich dazu beitragen, unsere gemeinsame Umwelt noch besser zu schützen!