„Unter Presswehen entstehen die besten Ideen“

Vom Sauerland auf die Bühne: Die Winterbergerin Karin Berkenkopf, alias Frieda Braun, erzählt, wie ihre Heimat und der Blick für das Schrullige den Grundstein für ihre erfolgreiche Comedy-Karriere gelegt haben.

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(Foto: Britta Schuessling)

TOP MAGAZIN: Karin, die Idee zu deiner Figur Frieda Braun soll 1997 in einer Kneipe entstanden sein. Kannst du uns mitnehmen und erzählen, wie genau das damals abgelaufen ist?

 

Karin Berkenkopf: Ich war schon länger auf der Suche nach einem Bühnencharakter, als ich abends in gemütlicher Runde irgendwann eine im traditionellen Sinne typische Sauerländerin sprechen ließ. Das kam gut an, und die Figur war mir auch sofort vertraut. Schließlich kenne ich solche wunderbaren Frauen aus meinem heimatlichen Kosmos von klein auf: Nachbarinnen, Tanten, Ladenbesitzerinnen und Lehrerinnen. Frieda hat da von allen etwas.

 

TOP MAGAZIN: Wie bist du nach dieser ersten Idee zur Comedy gekommen, und wie hat sich deine Karriere als Komikerin entwickelt?

 

Karin Berkenkopf: Einen Charakter gefunden zu haben, der mit liebenswerter Schrulligkeit und einem Dialekt an sich schon komisch ist, dazu meine Erfahrung als Werbetexterin – da lag die Idee zu einem eigenen Programm auf der Hand. Anfangs war ich tagsüber Werbetexterin und abends Kabarettistin. Meine Karriere hat entscheidenden Auftrieb bekommen durch das Zusammentreffen mit der Kabarettistin Gerburg Jahnke. Die Sendung „Ladies Night“ sowie die Tourneen mit Gerburg haben mich einem großen Publikum bekannt gemacht. Dadurch konnte ich mich vom Werbetext verabschieden und mich komplett der Bühne widmen.

 

TOP MAGAZIN: Du hast früher als Werbetexterin gearbeitet. Wie beeinflusst dieser Beruf heute deine Arbeit als Komikerin, insbesondere beim Schreiben deiner Programme?

 

Karin Berkenkopf: Als Werbetexterin habe ich Texte strukturiert, komprimiert, jedes Wort sorgsam ausgewählt und dabei immer mit Blick auf die Zielgruppe geschrieben. Eine bessere Vorbereitung auf das Entwickeln von Bühnentexten gibt es kaum.

 

TOP MAGAZIN: Frieda Braun hat eine große Fangemeinde. Was glaubst du, macht diese Figur so besonders und warum lieben die Menschen sie so sehr?

 

Karin Berkenkopf: Frieda wirkt äußerlich und durch ihren Dialekt eher traditionell, überrascht aber durch ihre unerwarteten Gedankengänge. Von Leonardo da Vincis letztem Abendmahl bis zur Zahnkorrektur von Carola, vom japanischen Konzernchef bis zur Loreley und vom Duschvorhang im Hotel bis zur Chipstüte im Kino braucht Frieda oft nur Sekunden. Ihr dabei zu folgen, macht den Menschen Spaß – in Hamburg, Berlin, Köln und Frankfurt ebenso wie im Sauerland.

 

TOP MAGAZIN: Wie würdest du deinen persönlichen Comedy-Stil beschreiben? Was macht ihn einzigartig?

 

Karin Berkenkopf: Durch die Zusammenarbeit mit meinem Partner Joseph Collard ist Frieda zu einem Bühnencharakter geworden, der neben Sprachwitz auch visuelle Komik bietet. Ich glaube, das ist es, was Frieda unverwechselbar macht.

 

TOP MAGAZIN: 2025 trittst du wieder in deiner Heimatregion auf, zum Beispiel in Winterberg-Hildfeld, Arnsberg und Olsberg. Was bedeutet es dir, vor heimischem Publikum aufzutreten? Ist das für dich etwas Besonderes?

 

Karin Berkenkopf: Es ist schon etwas Spezielles, wenn viele Menschen im Publikum sitzen, die ich privat gut kenne. Da ist einerseits das Gefühl von Heimat, andererseits aber auch ein höherer Leistungsdruck – den ich mir selbst mache.

 

TOP MAGAZIN: Was können wir in Zukunft von dir erwarten? Welche Projekte stehen als Nächstes an?

 

Karin Berkenkopf: Ich befasse mich in Gedanken schon mit meinem nächsten Programm, auch wenn das erst in zwei Jahren erscheinen wird. Ob ich es diesmal wohl schaffen werde, früh mit dem Schreiben zu starten? Vermutlich nicht – letzten Endes sind meine Kabarettprogramme immer auch Sturzgeburten: In den letzten Tagen von der Premiere, wenn der Druck unerträglich und meine Laune immer kritischer wird, dann entstehen unter Presswehen die besten Ideen.

 

Das ist Karin Berkenkopf
Karin Berkenkopf, geboren 1963 in Winterberg, ist als Komikerin unter dem Namen Frieda Braun bekannt. Ursprünglich arbeitete sie als Werbetexterin in Bonn und Düsseldorf, bevor sie 1997 erste Auftritte im Karneval hatte. Ihre dreiminütigen Sketche bei Radio Sauerland legten den Grundstein für ihre Karriere, die sie 2013 hauptberuflich einschlug.
Als schrullige Hausfrau aus dem Sauerland begeistert Frieda Braun mit einem Mix aus Bauernschläue, nostalgischem Charme und einem feinen Gespür für absurde Alltagssituationen. Bekannt wurde Karin Berkenkopf unter anderem durch ihre Auftritte in der TV-Sendung „Ladies Night“. Ihr Lebensgefährte, der belgische Kabarettist Joseph Collard, unterstützt sie bei der Ausarbeitung von Mimik und Gestik.
2025 tritt Frieda Braun auch im Sauerland auf, unter anderem in Iserlohn (31.01), Attendorn (30.04), Olsberg (02.11), Soest (15.11) und Menden (18.12).