Vorsorge im Fokus
Welcher Gesundheitscheck in welchem Alter
Wie wertvoll die eigene Gesundheit ist, wird uns häufig erst dann bewusst, wenn es fast zu spät ist. Dabei können eine Vielzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebsleiden – deutschlandweit die häufigsten Todesursachen – erfolgreich behandelt werden, wenn man sie frühzeitig erkennt. Voraussetzung dafür sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, die in den 1970er-Jahren in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aufgenommen wurden. Doch nur die Hälfte aller Frauen mit Anspruch auf die Leistungen nehmen diese auch in Anspruch, bei den Männern ist es weniger als ein Fünftel. Welcher Gesundheitscheck in welchem Alter empfehlenswert ist, verrät der Top Guide rund ums Thema Vorsorge.
Von A wie Aneurysma bis Z wie Zahnprophylaxe
ab 18 Jahren
Zweimal pro Jahr übernehmen die Krankenkassen die
Prophylaxe beim Zahnarzt. So werden Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten frühzeitig erkannt. Gleichzeitig kann auch Zahnstein entfernt oder eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden.
ab 35 Jahren
Ein Hautkrebs-Screening können Männer und Frauen ab einem Alter von 35 Jahren alle zwei Jahre beim Haut- oder Hausarzt durchführen lassen.
ab 50 Jahren
Zwischen 50 und 54 Jahren haben gesetzlich Versicherte jährlich Anspruch auf eine Untersuchung des Stuhls, um okkultes (verstecktes) Blut zu entdecken. Männer können alternativ auch zwei Darmspiegelungen im Mindestabstand von 10 Jahren in Anspruch nehmen.
ab 55 Jahren
Ab Mitte 50 ändert sich die Regelung der Darmkrebsvorsorge. Eine Stuhlprobe kann nur noch alle zwei Jahre abgegeben werden. Dafür werden nun auch bei Frauen die Kosten für zwei Spiegelungen des Darms übernommen.
U1 bis J1
Vorsorge vom Baby
bis zum Teenie
Die Gesundheitsuntersuchungen für Kinder und Jugendliche – U1 bis U9 und J1 – sind ein wichtiger Faktor für die gesunde Entwicklung. Die ersten Lebensjahre sind in vielerlei Hinsicht prägend, die Kleinsten durchlaufen zahlreiche Entwicklungsstufen. Um Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können, sollten der allgemeine Gesundheitszustand und die altersgerechte Entwicklung in regelmäßigen Abständen überprüft werden.
Während der U-Untersuchungen findet sowohl eine körperliche Untersuchung des Kindes als auch eine Beratung der Eltern statt. Abhängig vom Alter werden verschiedene Parameter wie Gewicht, Größe und Kopfumfang kontrolliert. Auch die Funktion der Organe und des Bewegungsapparates werden untersucht. Der betreuende Kinderarzt oder die Kinderärztin nimmt außerdem Grob- und Feinmotorik, Perzeption und Kognition, soziale und emotionale Kompetenz sowie die Interaktion zwischen Kind und Eltern unter die Lupe.
Vorsorge für FRAUEN
ab 18 Jahren
Sexuell aktive Frauen können sich bis zu einem Alter von 25 Jahren jährlich kostenlos auf Chlamydien testen lassen. Wichtig, denn bleibt die sexuell übertragbare Infektion unerkannt, kann sie beispielsweise zu Unfruchtbarkeit führen.
ab 20 Jahren
Einmal jährlich sollten Frauen ab 20 Jahren zur gynäkologischen Vorsorge gehen. Hierbei werden die Geschlechtsorgane untersucht und ein Abstrich der Gebärmutter gemacht, um Zellveränderungen frühzeitig zu erkennen. Ab dem 35. Lebensjahr wird Frauen alle drei Jahre ein kombinierter Test – Pap und HPV – angeboten.
ab 30 Jahren
Einmal pro Jahr übernehmen die Krankenkassen das Abtasten der Brüste und Lymphknoten durch den Gynäkologen oder die Gynäkologin. Inklusive ist immer eine Anleitung zur Selbstuntersuchung.
ab 50 Jahren
Alle zwei Jahre werden Frauen zwischen 50 und
69 Jahren zum Mammographie-Screening eingeladen. Dank der speziellen Röntgenunter-
suchung können Veränderungen im Brustgewebe frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Vorsorge für MÄNNER
ab 45 Jahren
Prostatakrebs ist in Deutschland bei Männern die häufigste Krebserkrankung. Ab Mitte 40 sollte Mann deshalb jährlich Prostata, örtliche Lymphknoten und äußere Genitalien checken lassen.
ab 65 Jahren
Um ein Bauchaorten-Aneurysma frühzeitig zu erkennen, können Männer die Bauchschlagader einmalig per Ultraschall untersuchen lassen.
IGeL – Individuelle Gesundheitsleistungen
Auf der IGeL-Liste stehen über 320 medizinische Leistungen, deren Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen nur übernommen werden, wenn erhöhte Risiken bestehen oder Beschwerden vorliegen. Ist das nicht der Fall, zahlt der Patient. Die Diagnose- und Behandlungsmethoden gehen über die medizinisch notwendige ärztliche Versorgung hinaus und gehören nicht zum offiziellen Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Der behandelnde Mediziner muss im Vorfeld umfassend über die jeweilige Leistung aufklären und die Kosten transparent aufzeigen.
Beispiele für IGeL-Leistungen
• Reisemedizinische Beratung einschließlich Impfberatung und Impfung
• Sportmedizinische Beratung
• Blutgruppenbestimmung
• Schilddrüsen-Vorsorge
• Ultraschalluntersuchung einzelner Organe (Sono-Check)
• Große Krebsvorsorge (für Frauen mit zusätzlicher Brustkrebsvorsorge, für Männer mit Prostata-Vorsorge)
• Osteoporose-Vorsorge mittels Knochendichtemessung
• Glaukomvorsorge zur Früherkennung von „Grünem Star“
• Augeninnendruck-Messung
• Zusätzliche Diagnostik in der Schwangerschaft
geimpft = geschützt
Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Moderne Impfstoffe sind gut verträglich, Nebenwirkungen oder Impfschäden treten relativ selten auf. Ziel von Impfungen ist es, den Geimpften vor einer ansteckenden Krankheit zu schützen. Bei Erreichen hoher Impfquoten ist es möglich, einzelne Krankheitserreger regional und langfristig auch weltweit auszurotten.
Die jährliche Grippeimpfung ist ein Muss für chronisch Kranke, Schwangere, Personen ab 60 Jahren und Menschen mit erhöhter Infektionsgefahr beispielsweise medizinisches Personal.
Die Corona-Schutzimpfung kann derzeit zwar nicht vor einer Infektion schützen, dafür aber vor einem schweren Verlauf. Von der Ständigen Impfkommission wird sie bei Impffähigkeit aktuell* für Menschen ab 18 Jahren, mit Vorerkrankungen, Kinder ab 12 Jahren, Schwangere/Stillende, ältere Menschen und Personen in der Pflege sowie Frauen mit Kinderwunsch empfohlen.
Baby- und Kleinkindalter
Tetanus | Diphtherie | Keuchhusten (Pertussis)
Hib (Hämophilus influenzae b)
Kinderlähmung (Poliomyelitis)
Hepatitis B | Masern, Mumps, Röteln
Windpocken (Varizellen) | Meningokokken C
Pneumokokken | Rotaviren
Kinder & Jugendliche
zwischen 9 und 14 Jahren
Humane Papillomviren (HPV)
können Gebärmutterhalskrebs
und weitere Tumore auslösen
ab 60 Jahren
Gürtelrose (Herpes zoster) | Pneumokokken
Check-Up 35
Ab dem 35. Lebensjahr zahlen die Krankenkassen im Rahmen der gesetzlichen Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen für Männer und Frauen alle drei Jahre einen sogenannten Gesundheits-Check-up beim betreuenden Hausarzt.
Überprüft werden außerdem sogenannte „Risk-Charts“ – mögliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dazu gehören Alkohol- und Zigarettenkonsum, eine unausgewogene Ernährung oder mangelnde Bewegung.
• Erstellung eines vollständigen Lipidprofils, das die Kontrolle des Gesamtcholesterins, des LDL- und HDL-Cholesterins sowie von Triglyceriden beinhaltet
• Überprüfung von Blutzuckerwerten und Blutdruck
• Laboruntersuchung des Urins (beispielsweise auf Eiweiß oder Leukozyten)
• Überprüfung des Gesamtkörperstatus (beispielsweise Abhören von Herz und Lunge, Überprüfung der Funktion der Sinnesorgane
und des Bewegungsapparates)
• Erhebung der familiären Krankheitsgeschichte