Wohnen mit Wohlfühlfaktor!
Immer mehr Hausbesitzer verwandeln ihr Eigenheim in ein Schmuckstück.
(Foto: © Mike Mareen – stock.adobe.com)
Auftrags-Rückgänge im Gewerbebau – Zuwachs beim Bau von Eigentumswohnungen:
Die aktuellen Entwicklungen der Baubranche spiegeln auch wider, wie sich die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen auf unser Leben auswirken. Zu den Profiteuren dieser Umstände gehören zweifellos Vertreter der Immobilienbranche und der Gewerbe, die mit ihr zusammenhängen. Während die Wirtschaftslage allgemein unsicher ist, auch große Firmen plötzlich vor der Pleite stehen, gilt ein Haus als „Betongold“. Investoren setzen verstärkt auf Neubau-Projekte, einen regelrechten Boom gibt es bei Ferienwohnungen. Seit im vergangenen Jahr die innerdeutschen Urlaubsziele wiederentdeckt und gleichzeitig individuelle Einzel-Unterbringungen sinnvoll wurden, sind Ferienhäuser an Nord- und Ostsee gefragter als je zuvor. Aber auch das eigene Zuhause ist uns wichtiger geworden. Dahinter stecken nicht nur pragmatische Erwägungen. Dass die Lust auf „Hygge“, die dänische Lebensphilosophie, bei der die Geborgenheit und Gemütlichkeit im Mittelpunkt stehen, wieder so en vogue ist, hat auch einen psychologischen Hintergrund. Während wir an den Umständen und den Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus kaum etwas ändern können, sind wir in der Gestaltung unseres direkten Umfelds vollkommen frei. Wo Ohnmacht im Außen herrscht, wird im eigenen Umfeld kreativ gestaltet. In einer Zeit, in der spazieren gehen beinahe die einzige Freizeitbeschäftigung ist, hat ein Wertewandel eingesetzt. Zukunftsforscher sind sich darüber einig, dass viele dieser Veränderungen auch noch Bestand haben werden, wenn die Corona-Krise einmal überwunden ist.
Wertsteigerung und mehr Wohlbefinden: Im eigenen Haus ist jeder Euro gut angelegt
Egal, ob man primär in die Sicherheit, das äußere Erscheinungsbild oder die Energieversorgung investiert – die Corona-Krise hat für manche Hausbesitzer noch einen weiteren positiven Nebeneffekt gehabt: Die Preise für Häuser und Wohnungen in Randlagen oder sogenannten B-Städten haben massiv angezogen. Die Branche rechnet damit, dass sich dieser Trend 2021 weiter fortsetzt. Ursächlich ist hier die Entwicklung hin zu mehr Arbeiten im Home-Office. In vielen Unternehmen hat sich das in den letzten Monaten bewährt, mindestens wurde aber deutlich, dass es eine echte Ergänzung zur Präsenz-Arbeit sein kann. Auch nach der Pandemie werden in vielen Büros die mobilen Einsatzmöglichkeiten beibehalten. Mitarbeiter, die nicht mehr jeden Tag im Unternehmen erscheinen müssen, nehmen dann auch weitere Anfahrtswege in Kauf. Grundstücke außerhalb werden damit attraktiver. Wer sein Geld im eigenen Zuhause anlegt, hat aber noch etwas viel Wertvolleres gewonnen als nur die Aussicht auf einen guten Verkaufserlös in ferner Zukunft: Der eigene Wohlfühlfaktor steigert sich um ein Vielfaches.
Wenn die Terrasse einfach die Outdoor-Saison verlängert
Zweifellos hat überhaupt die Terrasse im vergangenen Jahr an Bedeutung gewonnen. Zuhause bleiben müssen ist natürlich schöner, wenn man das Home-Office an die frische Luft verlegen kann. Hinzu kam, dass man sich mit Freunden immer weniger an öffentlichen Orten treffen konnte. Als die Restaurants schließen mussten, wurde das private Umfeld zum eigenen kleinen Biergarten. Über allen Trends hinsichtlich Material und Design steht folgerichtig 2021 ein Argument, bei dem es um Zweckmäßigkeit geht: Outdoor-Möbel müssen allen Wettern trotzen. Aerosole halten sich gut in geschlossenen Räumen, das Virus verändert sich dauernd und wird uns wohl noch lange begleiten – da bietet eine geschmackvoll gestaltete Terrasse bis tief in den Herbst hinein eine so rar gewordene Möglichkeit, vergleichsweise gefahrlos Geselligkeit zu erleben. Die Hersteller setzen dabei vermehrt auf Nachhaltigkeit. Natürliche Materialien wie Teakholz sind gefragt und die Kunden achten darauf, dass das Holz aus verantwortungsvollem Anbau stammt. Besonders angesagt in der kommenden Saison sind Kombinationen: Im Zusammenspiel von Holz und Metall ergänzt der nüchterne Look von Aluminium oder Eisen die warme Optik des Holzes. Am Ende steht ein insgesamt ansprechendes und zeitgemäßes Erscheinungsbild. Schon 2020 waren auch Möbel aus Rope, einem seilähnlichen, wetterbeständigen Material, sehr beliebt. Elegant und modern wirken sie und zaubern gleichzeitig etwas Verspieltes auf die Terrasse.
Ökologie kann auch sexy sein: Elegante Holzfassaden und umweltfreundliche Schwimmteiche
Niedrigenergie-Bauweise, der Verzicht auf chemische und potenziell gesundheitsgefährdende Baustoffe, energetische Vorteile – für den Bau eines Holzhauses gab es schon immer gute Gründe. Trotzdem hing das Image, hier würden nur alternativ ausgerichtete Familien wohnen, denen die Optik des Hauses relativ unwichtig ist, sehr lange an diesen Bauten. Hinzu kam, dass die ersten Modelle mit der Zeit eben auch nicht hübscher wurden. Auch hier hat der technische Fortschritt viel verändert. Moderne Holzhäuser können sehr schick sein, elegante Holzlamellenfassaden, die mit einer speziellen Vergrauungslasur vor ungleicher Verwitterung geschützt sind, stehen für ein modernes, ein zeitgemäßes Erscheinungsbild. Darüber hinaus zeigen sie, dass der Bauherr Wert auf Nachhaltigkeit legt. Im Garten setzt sich das fort. Wenn auch beides absolut seine Berechtigung hat, gewinnt der ökologische Schwimmteich immer öfter gegen den klassischen Pool. Dass „umweltfreundlicher Schwimmteich“ nicht bedeutet, es schwirren einem beim Schwimmen zahllose Insekten um den Kopf und die Füße werden von glitschigen Schlingpflanzen berührt, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Mag sein, dass auch hier Corona eine Rolle spielte: Wann hatten wir denn schon so viel Zeit, uns intensiv mit den Möglichkeiten der Gartengestaltung zu beschäftigen, wie im vergangenen Jahr? Viele Hausbesitzer hatten von der eigenen Terrasse aus aber nicht nur sinnierend die geliebte Grünfläche im Blick, nein, sie konnten sie auch direkt beeinflussen. Es gibt mittlerweile Apps für den smarten Garten. Die Digitalisierung hat hier Einzug gehalten in Form von Markisen, die Pflanzen bei Bedarf vor zu starker Sonne oder zu starkem Wind schützen, und es gibt individuell steuerbare sowie vollautomatische Bewässerungssysteme.
Konzepte sind gefragt: Warm, hell und trocken das ganze Jahr im Freien
Heizsysteme und flexibel steuerbare Bedachungen prägen die moderne Terrasse. Hausbesitzer, die derzeit Gelegenheit haben, sich intensiver mit diesem Thema auseinanderzusetzen, stellen schnell fest, dass hier Gesamtkonzepte gefragt sind. Wer Außenbereiche plant, ist derzeit gebuchter denn je. Damit Terrasse und Außenbereich zum Gesamtkunstwerk werden, ist es tatsächlich sinnvoll, einen Experten zu beauftragen. Welche Wärmequelle ist optimal? Gasbetrieben oder elektrisch? Wenn Infrarot, dann mobil oder nur stationär? Was spricht für einen Außenkamin oder für eine Feuerschale? Eine Bedachung, die ursprünglich vor allem im Sommer als Regenschutz dienen sollte, nimmt womöglich Schaden, wenn nachträglich Heizquellen installiert werden. Wer darüber hinaus dezente, indirekte Beleuchtung mag, sollte diese vielleicht am besten von Anfang an integrieren. Überhaupt ist das kleine Gewerk der Lichtplanung im vergangenen Jahr deutlich in den Vordergrund getreten. Gut gesetztes Licht erschafft eine besondere Atmosphäre. Wer Garten und Terrasse schön gestaltet hat, möchte doch auch, dass sie in optimalem Licht erstrahlen. Professionelle Lichtplaner erzeugen Stimmungen. Welche Ecke, welchen Strauch mag der Hausherr besonders? Wo hält er sich am liebsten auf? Wohin fällt der Blick, wenn man abends vom Sofa raus in den Garten schaut? Außenstrahler können Baumkronen oder Blumenbeete kunstvoll in Szene setzen, Kugelleuchten können je nach Stimmung des Besitzers Farbe und Lichtintensität wechseln, wenn sie smart mit dem Handy kommunizieren. Wichtig im Zusammenhang mit Licht ist auch der Sicherheitsaspekt: Welcher Weg sollte von leuchtenden Markierungen umsäumt sein und wodurch werden diese automatisch eingeschaltet? Nicht zuletzt die Sicherheit vor Einbrüchen kann durch klug platzierte Lichtquellen erhöht werden.
Komplexer Schutz für das Eigenheim – Fachleute helfen
Es ist nur ein schwacher Trost, wenn Statistiken zeigen, wie die Pandemie dazu führte, dass die Zahl der Wohnungs- und Hauseinbrüche im vergangenen Jahr leicht zurückging. Zuhause zu sein hilft nämlich nur bedingt, wenn es darum geht, Verbrecher abzuschrecken. Tatsächlich mehren sich die Vorfälle, bei denen ganze Familien von Einbrechern bedroht wurden und so aus einem Diebstahl ein gefährlicher Raub wurde. Verzweifelter und daher oft auch brutaler gehen Verbrecher vor. Erfahrene Kriminalpolizisten betonen immer wieder, die Opfer von Einbrüchen litten schon nach einem „normalen“ Einbruch weit weniger unter dem Verlust ihrer Wertgegenstände als vielmehr unter dem Gefühl, in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher zu sein. Um wie viel schlimmer dieses Empfinden sein muss, wenn man als Familie den Tätern persönlich begegnet, kann sich jeder vorstellen. Dabei lässt sich Einbruchschutz ganz besonders gut nachrüsten. Hier lohnt es sich auf jeden Fall, einen Fachmann kommen zu lassen, der das eigene Anwesen mit den Augen eines potenziellen Straftäters betrachtet. Außenstehende finden Schwachstellen besser, eben weil sie nicht betriebsblind sind. Verschiedene Normen zur Sicherung von Fenstern, Türen oder auch Vorhangfassaden und Gitter-Elemente wurden in den letzten Jahren neu eingeführt. Statt der früher üblichen „WK“, der Widerstandsklasse, spricht man heute von der „RC“, der sogenannten „Resistance Class“, die europaweit einheitlich gilt. Sieben Stufen gibt es, RC 1 ist dabei die niedrigste und bietet nur geringen Widerstand gegen Einbruchsversuche. Die Bauteile sollten entsprechend geprüft sein und ein Zeichen tragen. Mindestens RC 2 empfiehlt die Kripo für normale Wohnimmobilien. Durchschnittlich drei Minuten hält eine Tür der Klasse RC 2 stand. Das mag kurz erscheinen, doch die Erfahrung zeigt, dass die meisten Einbrecher aufgeben, wenn sie nicht schnell und geräuschlos ans Ziel kommen. Nur das Schloss auszutauschen, genügt aber natürlich nicht. Ratsam ist es, auch Türblatt, Zarge und Beschlag entsprechend aufzurüsten. Digital gesteuerte Alarmanlagen lassen sich auch noch im Nachhinein in schon bestehende Smarthome-Systeme integrieren.
Klare Trends im Bau: Von klein und klar bis besonders großzügig
Fünf Schwerpunkte gibt es derzeit im Bereich Bauen und Architektur. Ganz vorne sind dabei die Bungalows. Was die Bengalen in Indien während der Kolonialzeit bauten – eingeschossige Gebäude mit einer breiten Veranda –, war von den Engländern übernommen worden und bei uns in Deutschland etwa in den 60er- und 70er-Jahren sehr populär. Während die Siedlungen aus dieser Zeit heute ihren ursprünglichen Glanz verloren haben, erfährt das Konzept, alles schwellenfrei auf einer Ebene zu haben, gerade ein echtes Revival. Laut der Umfrage eines bekannten Immobilienportals ist das Wunschhaus der Deutschen schlüsselfertig und zwischen 120 und 160 Quadratmetern groß. Fast ein Drittel der Befragten wünscht sich diese Fläche aber komplett ebenerdig. Viele Argumente, die früher einmal gegen einen Bungalow sprachen, sind mittlerweile überholt. Moderne Materialien und Werkstoffe gleichen aus, was einst als energetisches Defizit galt, innovative Bauweisen lassen elegante Flachbauten entstehen, die im Sinne der Umwelt wie auch im Hinblick auf das eigene Älterwerden mit Nachhaltigkeit punkten können. Ganz anders, aber genauso gefragt sind sehr kleine Häuser. „Tiny“ liegt im Trend. Der kostbare Wohnraum in Großstädten lässt es sinnvoll erscheinen, sich auf geringe Flächen zu konzentrieren. Aber auch der Wunsch, nicht mehr wahllos Konsum-Objekte um sich zu versammeln, sondern lieber auf Weniges und dafür Hochwertiges zu setzen, spielt dabei eine Rolle. Im besten Fall ist ein Tiny-Haus mobil. Stadthäuser, die zwar größer, aber trotzdem intelligent und als echte Platzwunder konzipiert sind, sind gefragt. Und natürlich Villen für den hohen Anspruch. Spannend beim Blick auf „Bauen 2021“ ist, dass wohngesunde Holzhäuser immer beliebter werden.