Eine Punktlandung zur Goldmedaille

Hannah Neise hat bei Olympia Geschichte geschrieben: Die Schmallenbergerin hat die allererste Goldmedaille einer deutschen Sportlerin im Frauen Skeleton gewonnen! Dabei hätte die 21-jährige Schmallenbergerin die Spiele beinahe aufgrund eines positiven Corona-Tests verpasst.

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Direkt bei ihrer ersten Olympiateilnahme gewann Hannah Neise die Goldmedaille. (Foto: IBSF/Viesturs Lacis)

TOP MAGAZIN: Du bist im Januar positiv auf Corona getestet worden, weshalb dein Olympia-Traum fast vorzeitig vorbei gewesen wäre. Kannst du die Situation beschreiben?  
Hannah Neise: Es war alles in allem schon irgendwo eine Punktlandung. Am 14. Januar hatte ich die letzte Norm im letzten Weltcup geschafft, wodurch ich mich erst relativ spät für die Spiele qualifiziert habe. Den Morgen später wurde ich dann positiv getestet - zwei Wochen vor den Olympischen Spielen.
Dann war ich natürlich erstmal schockiert. Ich habe mich anschließend aber trotzdem relativ schnell damit abgefunden und bin optimistisch geblieben. Ich konnte dann zwar nicht richtig trainieren, aber die Zeit hat mir trotzdem auf jeden Fall gutgetan. Also nochmal nach Hause zu kommen, die Zeit mit meiner Familie zu verbringen und einfach meine Lockerheit wiederzufinden, die vorher in der Saison nicht mehr so präsent war.
 
TOP MAGAZIN: Hättest du denn vor den Olympischen Spielen damit gerechnet, dass du um die Goldmedaille mitfahren kannst?
Hannah Neise: Nein, auf keinen Fall. Klar, man reist als Sportler nicht nach Olympia und sagt: „Mir reicht es jetzt hier zu sein“. Das war es bei mir auch nicht. Also klar, mit einer Medaille liebäugelt jeder. Aber ich bin nicht mit der Erwartung dort hingefahren, einen bestimmten Platz zu erreichen, wenn ich nach Hause komme. Ich bin einfach hingefahren und habe es für mich als jüngste halt so gesehen: „Du lernst daraus, nimm das mit, sauge alles auf, genieße es und hab einfach Spaß“. Und ich denke, das hat sich ein bisschen bezahlt gemacht, dass ich mir keinen Druck gemacht habe.

TOP MAGAZIN: Du hast ja bei deinem Olympia-Debüt gleich die erste Goldmedaille einer deutschen Sportlerin im Frauen-Skeleton gewonnen. Was war es für ein Gefühl, bei den Olympischen Spielen zu siegen?
Hannah Neise: Es war auf jeden Fall unbeschreiblich. Ich konnte es im ersten Moment gar nicht so wahrhaben. Weil es sich irgendwie so wie in einem Film abgespielt hat. Und dann hatte man auf einmal eine Goldmedaille gewonnen und jeder wollte etwas von einem. Das ist schon ein sehr ungewohntes Gefühl, was so eine Medaille an sich so verändert. 
 
TOP MAGAZIN: Welchen Anteil hat dein Verein BSC Winterberg an deinem Erfolg?
Hannah Neise: Ohne den BSC Winterberg wäre ich nicht beim Skeleton gelandet. Das ist mein Heimatverein, der mich jetzt schon zehn Jahre lang begleitet hat. Ohne die, aber auch ohne viele andere, hätte ich es nicht geschafft. Da sind einige mit dran beteiligt, denn alleine holt man so ein Ding nicht. Auch wenn es eine Einzelsportart ist. Aber auch die Bundespolizei, bei der ich eine Ausbildung absolviere, hat mich sehr unterstützt. Und natürlich auch meine Familie, Trainer und Freunde. Das hat mich selber auch positiv überrascht, wie viele Menschen hinter mir gestanden sind. Das hat mir natürlich auch ziemlichen Rückhalt gegeben.

TOP MAGAZIN: Was ist dein generelles Fazit zu den Olympischen Spielen?
Hannah Neise: Es war auf jeden Fall eine tolle Zeit. Die Umstände waren durch die Coronapandemie natürlich ein bisschen schade. Aber die Spiele waren auf jeden Fall schön und super organisiert. Auch die ganzen Helfer, die da involviert waren, waren alle super freundlich und das hat einem ein super Gefühl gegeben.